Graffiti-Gängster killen Clever & Smart

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So Clever & Smart war’s hier bis 2005.

Ruhrgebiet. (OK) Unter Autobahnbrücken tobt ein Krieg. Es sind nicht Obdachlose, die sich hier um die wenigen trockenen Schlafplätze prügeln.
Seit der Mietpreisbremse steigen auch die Preise für Übernachtungsplätze unter Brücken. Der Kreis Unna verlangt hier eine Übernachtungspauschale von 5 Euro ohne Frühstück. Und das ist vergleichweise günstig.
Im benachbarten Kreis Soest kostet die Übernachtung 15 Euro, und die Betroffenen müssen in 15-Stunden-Schichten kreiseigene Broschüren verteilen. Thema: Der Kreis Soest, ganz vorn im östlichen Ruhrgebiet. Dortmund hingegen hat günstige Übernachtungsplätze am Verkehrs-Landeplatz Wickede installiert.
Graffiti-Gangster im Ruhrgebiet attackieren jedoch nicht die geographisch-erdkundlichen Fehlleistungen im Kreis Soest. Sie übersprühen ganz einfach Clever und Smart-Bilder unter Autobahnbrücken.

Sehenswürdigkeit ausradiert

Obstkurve hat recherchiert. An die Entstehung des Bildes kann sich heute kein Autofahrer mehr erinnern. Menschen aus ganz Europa kamen ins Ruhrgebiet, um das Graffiti zu sehen. Es galt als echter Kunstschatz. Bis vor zehn Jahren, 2005, zierte das wunderschöne Bild der Comic-Agenten den Tatort. Dann kamen die ersten Sprayer. „Dont take it personal“, heißt es jetzt als Entschuldigung, denn mittlerweile ist schon die dritte oder vierte Schicht Spray über den Comic-Giganten:

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Der Schriftzug der eigentlichen Übeltäter ist nicht im Bild festgehalten. Unbekannte Sprayer hatten ein Bein gehoben und ihre Duftmarke hinterlassen. Bei ihnen wäre eigentlich keine Entschuldigung nötig. Danach wurde noch einmal übersprüht. Heute, das dritte Graffiti, sieht schon fast aus wie Kunst. (Bild)

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Das dritte Bild nach Clever und Smart, fast  Kunst.

Obwohl es sich eigentlich nur um die Unterführung einer Autobahn als Bundesstraße handelt, spielen sich genau hier Jagdszenen der Sprayer-Szene ab.
Die Redaktion hat nur eines von vielen Beispielen für das Übersprühen von Comic-Kunst susgewählt. Die Ursachen erforscht derzeit das urologische Institut der Fachuniversität Hannover für Okbsturve. Erste Ergebnisse liegen bereits vor: Gefühle von Macht, gepaart mit Bestätigung und Zerstörungswut ergäben ein Gemisch, das nur durch Leerguttherapie geheilt werden könne, sagt Fachgebietsleiterin Dr. Claudia Scholz (siehe Bericht in Obstkurve unter: Kurz nach Richten).
Zum Hintergrund: OK, zunächst hat sogar das Bundesautobahnamt (BuBa) seinen Dreck dort hingekippt. Man sah nur noch die obere Hälfte der Comic-Helden. Es folgten erste Demonstrationen der Bürgerinitiative „Schweine auf die Autobahn“. Sie hatten Mastschweine aus einem Stall befreit. Was anfangs nur als eine grobe Missachtung einer künstlerischen Leistung schien, war in Wahrheit der Türöffner für die folgenden Angriffe und Schändungen der Kunst.
Über die Jahre wurde das wertvolle Clever und Smart-Bild etwas heller. Dann kam der echte Graffiti-Gangster und sprayte seine Duftmarke drüber. Doch die Guten wehrten sich: „Comic-killing bitches“ schrieb ein weiser Zeitgenosse drunter. Heute ist der unlesbare Schriftzug Geschichte. Auch er wurde einfach ausradiert, übersprüht, ist praktisch weg oder sogar nicht mehr da.

Die Kommunalpolizei ermittelt

Wer steckt hinter den Sprühangriffen auf die Kult-Comic-Figuren? War es das Buba, die Kanzlerin, die griechische Regierung? Oder etwa unbekannte Lehrlinge? Eins ist klar, das satirische Clever und Smart Heft des spanischsten F. Ibanez lebt weiter. Obstkurve präsentiert die Abenteuer von Clever & Smart im Blick zurück. Wo Tageszeitungen den Bach runter gehen, ist das Übersprühen der Zeitgeist. Noch gibt es nur Bachelor und Text Topf Models, die im Dschungel Blutegel fressen. Bald sprayen Kinder im Vorschulalter unter der Anleitung von Dieter Bohlen die Brüste von Heidi Klum grün. „Ey, die sollten doch gelb sein, Alter. Du sprühst ja schlechter als wie meine Omma“, wird Bohlen sagen. „Und die war in der DNVP.“ Titel der Show: „Germany’s Text Titti Supersprayercamp“. Tatort: Unter einer Autobahnbrücke im Ruhrgebiet.

Gar nicht weit von der Kunstschändung entfernt offenbaren  Terrorfahrer ihren Geist: Unrat zermüllt die Autobahnausfahrt, zumeist entnommen der nahegelegenen Filiale eines Bratladens.

Müll

Müllidyll – keine Obstkurve.

Die Kommunalpolizei ermittelt zwar, aber meist ergebnislos. Umwelteinflüsse entfernen fast alle DNA-Spuren.
Beim Pupsen in der Kurve entsorgen Umwelt-Gängster Reste der schleimigen Bratklopse, die an lappigen Fischbrötchen pappen. Es stinkt zum Himmel. Einige kotzten in der Kurve aus dem Fenster, kein Wunder bei dem Fraß.
Wenn sie ihr Soilent Grün essen, kommen sie kaum noch zum Pupsen, soviel Verpackungsmüll müssen sie in die Ausfahrt kloppen. Dann geben sie voll Gas und hauen schnell ab, bevor die Kommunalpolente sie schnappen kann. Ob die Müller mit den Sprayern unter einer Decke stecken? Sprühzeichen xy wird es gemeinsam mit Obstkurve aufklären. Ganz bald.
Was gilt heute noch der alte Graffiti-Kot ex, man sprüht nicht über ein anderes Graffiti? Nix. Graffiti-Gangster heute spiegeln den Zustand einer Gesamtgesellschaft wieder, heißt es in inneren Zirkeln des Bundesautobahnamts. Der Spirit ist so wie die Autobahnausfahrt aussieht. Nur der Sprit wird billiger.

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Nicht weit vom Müll steht die eilige Schrift.

 

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