Mit der S 4 zu Fuß ins Home Office

Unna. (OKBahn) Es hätte ein normaler Arbeitstag in Dortmund werden sollen. Es fing ganz harmlos an. Mit dem Rad zum Bahnhof Unna. Dort wurde der Drahesel, der an sich ein Fahrrad mit t ist, abgestellt und ordnungsgemäß verschlossen.

Es war 8.04. Die S 4 nach Dortmund sollte um 8.08 abfahren. Unterwegs löste sich natürlich der Schnürsenkel, was die Schaffnerin merkte, die ebenfalls zur S 4 unterwegs war. „Ihr Schnüsenkel ist offen.“ Der gehende Fahrgast antwortete: „Ja. Aber ich will erst einmal die Bahn kriegen.“ Die Schaffnerin: „Nicht, dass sie hinfallen.“

Der Fahrgast: „Das ist ein gutes Argument. Ich habe mir überlegt, dass ich versuche nicht hinzufallen und mit dem offenen Schnüsenkel zur Bahn laufe, um ihn in der Bahn zu verschnüren, damit ich die Bahn nicht verpasse. Es kann natürlich auch sein, dass ich hinfalle und die Bahn deshalb verpasse.“

Es fährt eine S 4 nach nirgendwo.

Aber das Vorhaben klappte. Auch der Einstieg in die Bahn mit offenem Schuh. In der gleichen Abteilung saß noch eine Frau mit verschnürtem Schuh.

Die S 4 fuhr pünktlich ab über Unna West in Richtung Königsbörn, wo es nicht brannte. Trotzdem stoppte die S 4 kurz vor Königsbörn. Direkt daneben parkte die S 4, die aus Dortmund in Richtung Unna fuhr. So standen beide S Vieren direkt nebeneinander. 5 Minuten, 10 Minuten.

Dann kam die Ansage vom Lokführer. „Aufgrund einer Stellwerkstörung in Dorstfeld staut es sich gerade überall. Unsere Weiterfahrt verzögert sich um auf unbestimmte Zeit.“ Na das konnte ja Eiter werden. Wurde es auch.

Eine S 4 kommt selten allein ans Ziel

Es dauerte nur wenige Minuten, da fuhr unsere S 4 von Unna Hauptbahnkof kommend zur Erleichterung aller Fahrgäste mit Schnüsenkeln in den Bahnhof Königsbörn ein. Dort stand schon eine andere S 4. Auf ihr stand: „Nicht einsteigen.“ OK. Uns egal. Aber unser Lokführer sagte: „Bitte alle aussteigen, unsere Fahrt endet hier.“ Also stiegen wir alle aus. Obwohl wir von Gedanken geplagt wurden wie: „Warum fuhr der Zug nicht einfach wieder zurück nach Unna?“ Wir wussten es nicht. Lokführer und Schaffnerin auch nicht. Der Zug aus Dortmund stand noch auf den blanken Geleisen. Die Fahrgäste alle drin.

Die aufmerksame Schaffnerin erzählte uns, dass wir mit dem Bus nach Unna zurückfahren könnten. Inzwischen hatten wir selbst recherchiert, dass in Dorstfeld wohl ein Stellwerk unbesetzt war. Politisch? Der Bus würde in 20 Minuten fahren, stand auf der Anzeigentafel. „Dann gehen wir zu Fuß. Das geht schneller.“

Eine vierköpfige Wandergruppe machte sich auf den Fußmarsch von Königsbörn nach Unna Bahnhof. Der schwere Rucksack auf dem Rücken musste mit. Unterwegs stellte sich heraus, dass es in Dorstfeld so allerhand los war, Stellwerkstörung, unbesetztes Stellwerk. Die Kollegin aus Marten kam mit der S 4 aus dem Westen kommend auch nicht durch.

Die S 4 weiß, was Kunden wünschen

Der Gedanke an Homeoffice machte sich auf dem 15minütigen Gewaltmarsch von Königsbörn nach Unna breit. Zum Glück hat sich niemand verletzt. Bei der Ankunft der Fußgruppe am Bahnhof in Unna fuhr überraschend gerade eine S 4 aus Königsbörn kommend in den Bahnhof ein. „Wo kommt die denn her?“ Wir wurden neugierig, gingen zum Bahnsteig West und wollten herausfinden, warum wir den langen Weg zu Fuß gelaufen waren, während die Bahn nun auch wieder in Unna angekommen war, nur um uns wiederzusehen.

Die Co-Lokführerin: „Zuerst wussten wir nicht, ob wir wieder nach Unna fahren können. Deshalb haben wir Sie alle aussteigen lassen.“ Inzwischen hatte aber die Fahrdienstleitung entschieden, den Zug wieder nach Unna fahren zu lassen, damit er wieder da ist, wenn die Fußgänger in Unna eintreffen.

Es kamen Träume von einer Fahrt nach Dortmund auf. Die Lokführerin sagte dazu: „Ja. Wir fahren nach Dortmund vielleicht. Wir wissen aber nicht wann und ob die Strecke jemals wieder freigegeben wird.“ Auf der Anzeige stand wie eh und jeh: „S 4 Richtung Dortmund“. Die nette Lokführerin: „Die Abfahrt ist unbekannt. Ich habe Feierabend. Die Kollegin fährt vielleicht.“ Aber wahrscheinlich Richtung Königsborn?

Dachse und S 4 für Home Office am Donnerstag

„Der Zug fährt dann wieder über Königsborn.“ Aha. Dead End Königsbörn. Die Fahrdienstleitung der Bahn überlegte inzwischen, ob sie nicht einen Dachs anheuert. Dachse können alle Bahnstrecken problemlos lahmlegen. Sie stehen unter Artenschutz.

Das Homeoffice setzte sich durch. Die Wege nach Dortmund waren versperrt. Die Reisenden im Nirvana zwischen Königsbörn und Unna gestrandet. Das Personal der Bahn ist nett, wenn es da ist. Die Lokführerinnen, die Schaffnerinnnen. Bei der Fahrdienstleitung sind wir uns nicht so sicher.

Das Unna. Von dort kommt man nur mit dem Fahrrad jemals wieder weg. Dafür gab es Reibekuchen mit Matjes anstelle von Kantinenessen. Mahlzeit.

 

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