Katzenköter spielt für Prostatakranke

Dortmund. (OK) Corona ist lange vorbei. Maske ab, Gitarren an: Katzenköter spielte mit einem guten Hemd und Tricky Woo im Langen August.

Draußen war es warm, drinnen war es heiß. Paukenklaus: „Ich gehe ne halbe Stunde vorher ein (rein), damit ich mich akklimatisiere.“ Es war keine Sauna, kein Dampfbad, aber 45 Grad trotz mit Belüftung, auf der Bühne 50 mit Beleuchtung.

Katzenköter spielte erstmals seit der Coronapause mit neuem Sänger Shaka. Unter anderem deshalb mit leicht gekürztem Programm, dafür aber umso überzeugender. Mit Leidenschaft statt Untersuchungshaft.

Warmes Bier für Prostatiker

Den Durst stillten Getränke. Die Veranstalter hatten extra für das Katzenköterpublikum warmes Bier bereitgestellt, weil sich unter den Männern über 50 rund 50 Prozent Prostatiker befinden. Der Dortmund-Bochumer Fänklub war fast vollständig vertreten, außer die Urlauber. Bianka war zum Beispiel in Frankreich. Es durften auch Heterosexuelle rein, also praktisch alle, die 5 Euro Eintritt für die Auftritte der sagenhaften Musiker aufbringen konnten. Zur Erläuterung: Katzenköter hat rund 87 Prozent Fäns über 50, von denen etwa 40 Prozent Männer sind.

Wer sich etwas anstrengte, konnte als Stargast ein laukaltes Bier von unten aus dem Kühlschrank bekommen. Dafür waren die Getränke nicht teuer. Vor allem für die Musiker. Und Jever Fun war anfangs leicht gekühlt und hat 0,5 %. Das ist ok. Auf der Bühne dann ein kühles Blondes. Die Toiletten waren gemischt und im ganzen Laden verteilt. Die Atmosphäre war sehr angenehm und von der Außengastronomie geprägt.

Katzenköter begann wie gewohnt mit Combo, doch dann U-Bahn anstelle von Das passt. Dafür kam direkt nach U-Bahn schon Gütersloh, wegen der Bahnfahrt. Zwischendurch hielt der Zug beim Gartenzwerg. Der Jahreszeit entsprechend ging es danach um Hackfleisch und Urlaub. Sie sangen von Abhaun, blieben aber auf der Bühne, wo sie kurz vorm Schlaginfarkt standen, den sie aber dank des Pils nicht bekamen, obwohl nur zwei Mann überhaupt noch während des Konzerts Bier trinken. Vorher nur einer, der Neuzugang Shaka. Er ist unter 50 und kann das kalte Bier noch vertragen, wenn es was gibt.

Prost Pils passt

Die Dramaturgie spitzte sich gegen Ende deutlich zu mit „Das passt“. Der angekündigte Stargast Sch. Rulle als Sänger bei Boredom kam nicht. Doch Katzenköter kompostierte den Ausfall routiniert und ließ keine Langeweile aufkommen. Dann ließen sie es ordentlich scheppern. Mehrere Gäste tanzten ausdauernd vor der Bühne. Dabei tat sich eine junge Frau als besonders begabte Tänzerin hervor, die regelmäßig Katzenköterkonzerte besucht. Weil sie einfach gute Tanzmusik machen.

Mit einer komplett neu arrangierten Fassung von „Der Mond“ wollten sie ihr Publikum ins Bett schicken, aber die wollten nicht und riefen stattdessen alle im Chor: „Zugabe!“ Da ließ sich die Band erweichen und spielte noch einmal das allseits beliebte „Hackfleisch“, Titelsong der gleichnamigen LP, die mit einem liebevoll gestalteten Cover verziert ist, und die sogar am gleichen Abend noch verkauft wurde am so genannten Mörtsch-Stand, in Englische Merge, abgeleitet von Mertschändising. Dazu gab es Aufkleber, ein zu kleines T-Shirt Größe S sowie Devotionalien der Bänds Das Gute Hemd und Tricky Woo.

Gegen die unaufhaltsamen „Zugabe“-Rufe konnten Katzenköter nur ein kräftiges „Wir sind gerade aus der Reha entlassen worden“ zurückschleudern und dann von der Bühne abhaun. Man merkte, Katzenköter geht es vor allem um die Gesundheit ihrer Fäns, die das Engagement zu schätzen wissen und auch mal ein Bier an der Bude kauften.

Katzenköter beim Soundcheck. Als sie später spielten, waren sie von hier aus nicht mehr zu sehen. Dicht gedrängt standen die Massen vor der Bühne. Im Hintergrund: Rudi Carrell.

 

 

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