Deutschlandreise per Bahn

Bad Wildungen-Neuharlingersiel-Wiesmoor-Spiekeroog. (OK) Theodor Fontäne fuhr mit dem Schiff. Obstkurve fährt Bahn. Die Bahn kommt, wenn die Redaktion fährt, wird nicht gestreikt.

Die Wahl fiel auf Bad Wildungen, Neuharlingersiel, Wiesmoor und Spiekeroog, die drei bedeutendsten und schönsten deutschen Reiseziele. Damit waren Süd-, Mittel-, Nord-, und Westdeutschland abgedeckt. Das Reisen in leeren Zügen war sehr angenehm.

Einzig die Nordwestbahn war leicht unterkühlt. Zwei mitreisende, aber maskierte Ostfriesinnen unterstützten den Reporter, der dem Schaffner erklärte, dass sogar Züge der Deutschen Bahn geheizt sind. Er so: „Es ist draußen zu warm. Das ist die Automatik.“

Der Bulli blieb auf Spiekeroog autofrei.

Die Reisenden saßen mit dicken Jacken im Waggon. Außentemperatur 21,7 Grade Celsius. Innen Eisekalt. Nordwestbahn haucht Sibirien.

Zuvor führte die Route von Bad Wildungen nach Kassel-Wilhelmshöhe über Ungedanken. Orte, dessen Namen im Programm sind. Wenn es nicht regnet.

Aber der Reise nach: Zunnächst Bad Wildungen. Ort der Reha und Energiequelle.  Auf der Strecke ging es durchs Sauerland bis nach Korbach. Von dort einmal rund um den Edersee ans Ziel. Aber hier mit dem Bus. Der Edersee hat trotz Flut viel Wasser. Mehr als 2018.

Mausi zur Reha in Bad Wildungen.

Weil in der City von Bad Wildungen, nahe der fürstlichen Brunnenallee, keine Unterkunft mehr zu bekommen war, hausten wir in Reinhardshausen, benachbarter Rehaort mit Prollimage. Zu Recht, wie wir überprüfen konnten.

Einen Becher Wasser aus der Helenenheilquelle getrunken, 200 Gramm Magnesium auf ein Liter. So gestählt, ging es ab zum Abendessen. Nicht in der Wicker-Klinik. Ins Brauhaus nach Bad Wildungen. Da braut sich etwas zusammen.

Der Wirt reicht unfiltriertes Weizenbier mit so viel Vitamin B 12, dass es fürs Wochenende reicht. Die Überraschung: Der Schuppen macht um 22 Uhr dicht. Also ab zurück nach Reinhardshausen. Dort sitzen alkoholisierte Rehamänner in verqualmten Kneipen. Nichtraucherkneipen sind einzeln gesät, der Gesundheit zuliebe.

Majtes gibt es auch im Brauhaus in Wildungen – mit Salzkartofflen, die Bratkartoffeln sind mit Speck.

Die nächste Überraschung folgte am Samstag: Bunker-Vinyl gibt es nicht mehr. Die Toilette in der Passage ist ebenfalls geschlossen. Müller hat keine Motörhead-Tassen. Qualität bietet aber noch das Carthago-Restaurant beim Abendessen. Hauptsache kein Geflügel, Schwein oder Kram mit Arachidonsäure drin. Ein gefüllter Magen will gern reisen.

Am Sonntag Abreise nach Neuharlingersiel mit der Eisenbahn. Über Kassel-Wilhelmshöhe, Bremen, Sande, Esens. Einfach schön. Es dauert 7 Stunden, aber in den meisten Zügen ist geheizt, und alle sieben Anschlüsse klappen reibungslos. Selbst der Küstenbus K 1 auf der letzten Etappe wird problemlos erwischt.

Es gibt nicht nur Coröna.

Neuharlingersiel musste angesteuert werden, um ein Auto aufzugabeln, um nach Wiesmoor zu gelangen. Dort ein frisches Bad im Ottermeer. Moorpackung inklusive.

Die Fee auf Spiekeroog mag den Pilz.

Am Wochenende dann das Highlight, das weltweit seinesgleichen sucht: Blütenfest in Wiesmoor. Kein Schützenfest wie in herkömmlichen Orten, sondern ein Blütenfest mit Kirmes am Marktplatz und Wahl der Blütenkönigin am Samstag. Ein ostfriesisches Straßenfest mit Blumen und Programm. Alle Einwohner gestalten bunte Blütenbilder. Alle feiern mit. Ein Kreativort, und ein Fest für alle. Sie gestalten farbenfrohe Blütenkunst. Besser als jede Galerie.

Der Otter schwimmt im Meer mit Moor.

Wir am Samstag hin zur Freilichtbühne. Die Menschen haben Kultur, sie grüßen, alle immer und überall. Moin. Sind freundlich und haben Humor. Autofahrer halten für Fußgänger an, unerhört, fast wie Schweden in Malmö. Eine Eigenschaft, die man in Dortmund fast vergebens sucht.

Wiesmoorer tragen beim Rumlaufen auf der Freilichtbühne Masken und halten Abstand. Anders als beim VfL Bochum sind auf der Freilichtbühne nicht alle Plätze besetzt. Wiesmoor hat einen Coronafall. Die ganze Stadt strahlt in buntem Blumenschmuck. Millionen von Dahlien blühen.

Ri ra rutsch, sie wollen in die Kutsch.

Drei Kandidatinnen bewerben sich um den Titel der Blütenkönigin. Vorher dankt die alte Königin Rena Janßen (Nemesia II) ab. Alena Meyer (Nr. 1), Anna-Lea Oltmanns (Nr. 2) und Sarah Emkes (3) wollten ihr die Nachfolge antreten und die Blütenwelt regieren.

Alle drei sollten die gleichen Chancen haben. Und Aufgaben erfüllen. Moderator Ludger Abeln wählte Basketball für den Bereich Sport. Die Hobbies der Kandidatinnen: Alena Meyer joggt, Sarah Emkes turnt und fährt Motorrad, Anna-Lea Oltmanns spielt Basketball.

Offene Fragen beim Blütentest

Beim Quiz überzeugten Alena Meyer und Anna-Lea Oltmanns mit 60 Punkten. „Wer ist der Kanzlerkandidat der CDU?“ fragte der Moderator Kandidatin 1. „Stephan Weil“, antwortete Alena. Diesen identifizierte Kandidatin 2, Anna-Lea, eindeutig als Ministerpräsidenten von Niedersachsen.

„Womit wurde in Wiesmoor jahrzehntelang Strom erzeugt?“ lautete eine Frage an Kandidatin 2, Anna-Lea, Auszubildende der Stadtverwaltung Wiesmoor. Leider spielte die versierte Stadtkapelle Wiesmoor nicht jetzt den Abbasong „SOS“. Vielleicht hätte es ihr geholfen. Jedoch machte Kandidatin 2, Anna-Lea, das Rennen auch ohne Torf, obwohl die Redaktion einstimmig für Kandidatin 3 gestimmt hatte, die der Moderator mit heimtückischen Fangfragen ins Hintertreffen brachte, obwohl sie Sarah heißt und eine 250er Kawasaki Ninja fährt. Die charmante Siegerin hat laut Moderator aber eine kleine Hypothek zu tragen. Ihr Blüten-Name heißt „Hydrantia“. Nach vielen Jahren Blütenfee fallen den Organisatoren wohl keine schönen Namen mehr ein.

Das Triumvirat mit Anhang.

Beste Unterhaltung brachten Wiesmoorer Tanzgruppen aufs Parkett. Eine Tanzgruppe riss den Moderator zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Er wollte unbedingt das Publikum auf die Bühne holen. Er suchte und fand einen jungen Mann mit Käppi in der Reihe neben uns. „Du mit der Kappe bist genau der Richtige. Komm her und tanz!“ Der Arme stand auf: „Ich habe ein Gipsbein. Ich habe mir beim Aufräumen bei meiner Freundin einen Bänderriss geholt.“

Zwischendurch hatten die besten Bratkartofflen im alten Inselhaus von Spiekeroog und frisches Nordseewasser dafür gesorgt, dass die Deutschlandreise mit der Bahn ein voller Erfolg wurde, obwohl die Anreise mit dem Schiff Spiekeroog 1 erfolgte, das derzeit keinen Käse am Stiel verkauft.

Auf Spiekeroog machte der vollgeimpfte Reisende sofort einen Coronatest, denn die L-Tests dort „sind weltweit die angenehmsten“. Auch dieses Mal. Eine der zwei charmanten Testerinnen enthüllte: „Hier war mal einer, der wollte getestet werden, weigerte sich aber, die Datenschmutzerklärung zu unterschreiben.“ Wie sollen so seine Daten sauber gehalten werden? Inzidenz auf Spiekeroog: 0. Eine Reise nach Spiekeroog lohnt sich allein der Tests wegen.

Bald ist Bundestagswahl. Die grüne Insel ist politisch eher rot. Johannes Rau, Gerhard Schröder und Ingrid Matthäus-Meier tummelten. Annalena Bärlauch wurde nicht gesehen. Geschweige  denn Armin, er laschet.

Die guten Feen sorgen dafür, dass Politiker auch wieder abhaun und nicht die schönsten Plätze besetzen.

 

Share Button