VfL: Holterdipolter mit Zuschauer

Bochum. (OK) Ist der VfL Bochum das Ungarn der Bundesliga? Auf jeden Fall hat der VfL eine erstklassige Mannschaft, die den Karnevalsverein FSV Mainz 05 vor fast ausverkauftem Haus an die Wand spielte und mit 3:0, gefühlt 4:0, besiegte.

Das erste Bundesligaspiel seit 11 Jahren stand unter merkwürdigen Vorzeichen. Ticketverlosung: „Wer zu erst klickt, sitzt zuerst“. Kaum ist die Maus auf einem freien Platz, schon ist er weg. Egal hat geklappt. 2500 Stehplätze in fünf Minuten verhökert, Und 10.000 Sitzplätze. Unter strengsten 3 G Regeln mit Aha. Abstand, Hygiene, Anstand.

Im Gegensatz zu Kölle oder Dortmund lässt der VfL auch Getestete rein. Der VfL empfiehlt die individuelle Anreise zu Fuß, per Fahrrad oder im Pkw. Klimawandel lässt grüßen. Annalena Bärlauch empfahl das Kombiticket

Wir sind ihrem Rat gefolgt: Zuerst Fahrgemeinschaft zum Bahnhof Kamen gebildet. Dann hinein in den RRX Richtung Köln über Dortmund. Wunderbar leer. Alle anderen fuhren Auto. Dann vom schönsten Bahnhof der Welt zum Ruhrstadion gelaufen. Zu Fuß. Die Castroper Straße hinauf. Die ganze Stadt ist blauweiß geschmückt. Die Nostalgie flog an.

Stimmung, gute Laune. Geimpfte ohne Äpp müssen sich auf dem „Kirmesplatz“ nachweisen lassen. Das ist toll, das ist neu. Hurra, auf dem Kirmesplatz waren wir praktisch noch nie.  Doch die bange Frage: Wie voll ist es da? Schlange? Nix da. Wo ist der Kirmesplatz? Zeltfestival Kemnade

Den Impfnachweis mal eben beim Zeltfestival anne Kemnade abgeholt.

Hier ein Riesenkompliment an den VfL: Alles hat reibungslos funktioniert. Rotes Impfbändchen auf der Kemnade von Bochum 1848 abgeholt. Hin zur Eingangsstelle Südost. Einlass eine Stunde vor der Zeit kein Problem. Keine Wartezeit. Das Drehkreuz an der vollautomatischen Eingangekonstrolle „spinnt“, sagte die versierte Helferin, und schon schob das Drehkreuz den Besucher kraftvoll automatisch mit einem Stoß auf den Po ins Stadion. Die Roboter drehen durch. Lediglich den Bargeldkiosk gab es nicht, obwohl er versprochen angekündigt war. Wir trafen eine verzweifelte Frau: „Ich habe meinen Mann angerufen. Dass er mir meine Karte bringt.“ Er wohnt in Offenbach. Die Arme war bis Spielende verdurstet. Bei mir rutschte nur die Hose, wegen des ganzen Bargelds im Poppenee.

Voll geimpft.

Nix wie rein aufe Tribüne. Die Plätze in Block B voll besetzt. Jeder einzelne Sitzplatz. Manche doppelt. Der Stadionsprecher A. Wurst: „Bitte die Abstandsregeln einhalten.“ Abstand haben wir, minus 1,5 Centimeter rechtslinks, 5 Centimeter vorne und hinten. Die Sitzplatzgäste in Block B schauen sich verständnis los an. Einige beginnen, Sitze aus der Verankerung zu reißen. Allgemeine Zustimmung. Stehplatzparty im Block B. Maria hat Geburtstag. Sie wird vier. Tippt 2:1. Happy Birthday to you.

Abstand in Block B.

Will der VfL ein Superspreaderevent organisieren? Vereinzelte Maskenträger halten dagegen. „Und wenn wir dabei draufgehen. Hauptsache Bundesliga und heute gewinnen“, sagt einer. Hauptsache. Die bangste Frage lautete: Kann der VfL mit Zuschauer?

Delta 5b? Hauptsache unbeugsam. Hier kommt kein Virus durch.

Stimmung, Fans und Bratwurst kochen trotzdem. Und die Mannschaft macht das Unglaubliche. Gerry Holtmann schießt das Tor des Jahres. Simon Zoller das Tor des Monats. Sogar Sebastian Polter köpft holterdipolter auf eine verzollte Flanke ein Tor. Bierbecher fliegen auf den grünen Rasen. Er war zu trocken. Das Bombenspiel lässt Covid 19 als Randerscheinung verblassen. Das leicht mulmige Gefühl im Gewühl wie weggeblasen. Hauptsache drei Punkte eingetütet. Neun (9) Punkte nach vier Spielen, Platz fünf in Sicht. Und der Turm in der Schlacht an der Castroper Straße: Armel Bella-Kotachap. Die Wand. Und Manuel Radenkovic Riemann im Tor. Und die anderen auch. Aber nicht im Tor. Und wir haben einen richtig guten Trainer. Thomas Reis. Er hat auch einen guten Musikgeschmack und hat im Aktuellen Sportstudio zweimal getroffen.

Sitzeplatz B: Hier voller, rechts leerer, links ganz leerer.

Der Gästebereich war komplett leer. 2500 Vernünftige können sich in der Obstkurve verteilen. Da ist Platz und Luft zum Atmen. Die anderen 10.000 sitzen auf den Sitzplätzen dicht gedrängt. Im Stadion tummeln genau 12.548. Das sind hundert zu viel. Abstand dagegen auf der Toilette. „Abstand“!

Manuel Riemann.

Der VfL ist wieder da. Mit „Abstand“. Ein echter Feiertag.

Wieder da. Zweifellos. Die Nummer eins im Pott sind wir.

 

 

 

 

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