Bahn fährt schneller als die Zeit

Münster. (OK) Was macht die Bahn nach der Jahrtausendflut? Obstkurve wollte es wissen und ist mit der Bahn gefahren, hat die Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Ergebnis:  Züge kommen Stunden früher an als geplant. Einige, aber auch nicht alle. Die Redaktion hat es gut überstanden.

Die Reise war spannend. Der Plan war, von Unna nach Münster, um 8.44 Uhr. Aber der Zug fällt aus. Der nächste geht um 9.44 Uhr, sagt die fesche Dame an der Reisetheke. Die Äpp sagt was anderes: „Der RE 7 verkehrt nur zwischen Münster und Hamm. Er fällt aus ab Unna Richtung Krefeld.“ Und was ist mit dem Stück zwischen Hamm und Unna? Keiner weiß es, nicht die Äpp, nicht die fesche Frau, nicht die Bahn, schon gar nicht die Reisenden.

Warten auf dem Bahnsteig. Er hat ein Gleis. Es heißt 1. Angezeigt wird der Zug, 9.44 Uhr nach Münster. Aber das Gleis blockiert ein Zug nach Soest, Abfahrt 10.18 Uhr ungefähr. Der Bahnsteing fült sich mit Reisenden. Familien, Ehepaare, Rentner, Kinder. Alle mit Koffern. Alle wollen mit dem Zug nach Münster, und dann an die See. Sie denken, dass der Zug kommt. Ich sage ihnen: „Ich glaube nicht, dass hier ein Zug nach Münster fährt.“ Antwort: „Aber die Frau am Fahrkartenschalter hat es gesagt.“ Eine Glaubensfrage von vielen.

Wer der feschen Frau glaubt, bleibt da

Plötzlich eine Überraschung: Es kommt ein RE 7 aus Hamm an. Er hält tatsächlich auf Gleis 3, fährt nicht weiter nach Krefeld. Einige schlaue Reisende haben eine tolle Idee: „Wenn ein Zug aus Hamm es bis nach Unna geschafft hat, vielleicht fährt er dann zurück nach Münster?“ Ein fantastischer Gedanke. Sie sind sportlich.

Sofort die Hacken in die Hände gepackt, los, rennnen, Treppe runter, durch die dunkle, muffige, stinkende Unterführung, rauf zu Gleis 3, rein in den Zug. Dort treffen sich einige Reisende mit der bangen Frage: Fährt der nach Münster? Die Frage beim Lokführer bringt die erlösende Antwort: Ja. Dann fährt er los. Mit etwa ein Dutzend Fahrgästen. Die Urlauber stehen auf Gleis 1 und gucken doof. Warum? Sie sind stehen geblieben, weil sie nicht geglaubt haben, dass ein Zug nach Münster von Gleis 3 fährt, denn die fesche Frau hatte ihnen etwas anderers erzählt. Natürlich gab es keine Ansage, keine Information über den Zug auf Gleis 3. Ob die Leute ihren Anschluss in Münster gekriegt haben?

Rückfahrt?

Noch besser war jedoch die Rückfahrt. In Münster. Nach getaner Arbeit Ankunft am Bahnhof um 17 Uhr. Der Zug nach Unna, Abfahrt 16.34 von Gleis 3, hat 30 Minuten Verspätung. Den kriege ich. Nichts wie hin. Warten. Der Zug hat nicht 30, sondern 35 Minuten Verspätung, dann 35, dann 40, 45, 50, 55 und dann fällt er aus. Macht nix. Kommt ja gleich der nächste.

Der Zug hat nur 114 Minuten Verspätung

Abfahrt 17.34 Uhr, Gleis 3. Der Zug hat leichte Verspätung, 5 Minuten, 10 Minuten, 12 Minuten. Dann kommt die erhellende Durchsage: „Der RE 7 nach Krefeld, Abfahrt 17.34 Uhr, hat 114 Minuten Verspätung.“ Aber fährt der nach Krefeld? Egal.

Hunderte Reisende rennen zum Zug nach Paderborn, denn der fährt über Hamm. Der Zug war schon voll. Er platzte aus allen Nähten. Doch das war noch gar nichts was dann passierte. Menschen hängen in den Türen, quetschen sich in den Zug. Verhältnisse, wie wir sie im Fernsehen aus Indien kennen. 3. Welt Deutschland.

Die Bahn kommt schneller an als sie fährt. Hat jemand an der Uhr gedreht?

Wir bleiben hier. Ich frage einen Mitarbeiter von DB-Sicherheit nach dem RE 7. Er checkt sein Smartfon aus. Er so: „Der hat 14 Minuten Verspätung.“ Die Ansagerin hatte sich vertan. Gut für uns. Schlecht für die im Zug nach Paderborn.

Der Zoch kütt, ein Zugteil fehlt, er wird voll trotz der Abtrünnigen im Zug nach Paderborn. Nichts ist mit Coronaabstand. Hauptsache es fährt ein Zug nach irgendwo. Er fährt nicht nach Krefeld, aber wir kommen an.

Und weil es so schön war, fahren wir am nächsten Tag gleich noch einmal. Abfahrt 8:44 Uhr. Und dann der Knüller (Bild): Der Zug nach Münster kommt schon um 6:42 in Drensteinfurt an, ist wenige Minuten später in Münster.

Fazit: Ich fahre immer wieder Bahn, stehe um 7 Uhr auf, fahre mit dem Zug um 8.44 los. Er hat nur wenige Minuten Verspätung, und doch bin ich Stunden führer am Ziel. Das schafft nur die Bahn mit dem neuen Sparprogramm. Es heißt: „Ultraschall“ und ist superschnell. Bahnfahren macht einfach Spaß. Man ist entspannt, kommt an ohne Stau, hat Bewegung und gute Unterhaltung. Immer wieder.

Gute Reise.

 

 

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