Bahn: Kunden lieben den Streik und hassen die Infos

Berlin. (OK) So ein Lokführerstreik ist schon eine fast einmalige Sache. „Es ist Streik, wie kannst Du da mit der Bahn fahren?“ schallte des dem OK-Retortenteam entgegen. Doch die Unkenrufe waren eher Ansporn als Warnung. Fährt der Zug? Kommt er an? Funktionieren die Bahnhofsuhren? Ist die Schaffnerin hübsch?

Fragen über Fragen. Für das OK-Retortenteam wieder einmal der Anlass, den Streik mit der Bahn ausgiebig zu testen. Die Versuchsstrecke: Dortmund-Berlin mit dem ICE. Das hat richtig Spaß gemacht.

Dienstag. Die Hinfahrt nach Berlin, kein Problem. Der Zug ist pünktlich, die Klimatisierung läuft. Mittwoch in Berlin: Überhaupt kein Problem. Jede 2. S-Bahn fährt, sogar im 20-Minuten-Takt. Und das Beste: Die Bahnen sind leer. Jeder Fahrgast hat seinen eigenen Vierer. Paradiesisch. Wenn doch öfter Streik wäre, dachten alle Fahrgäste. Doch damit nicht genug. Die Bahn hat ihre Kunden auch noch mit einem Extra-Service verwöhnt:

Bodo Wartke, Berliner Songschreiber mit Humör, der in der S-Bahn von seiner Freundin singt, die leider Tochter eines Schönheitschirurgen ist, weswegen er sie dauernd, sogar beim Sex mit anderen Frauen verwechselt, weil die alle gleich aussehen. Im 2. Song stellt er sich vor, was wäre wenn die Welt ohne Werbung wär. Schon ist die S-Bahn-Fahrt zu Ende. Da kommt keine Langeweile auf. Das hat sich die Bahn fein ausgedacht. Die Fahrgäste sind hin und weg.

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Geregelter S-Bahnbetrieb im Streik.

Für Probleme sorgte einzig und allein die Blockade des S-Bahn-Tunnels durch Servicekräfte der Bahn. Zwischen Yorckstraße und Friedrichstraße war im Nord-Süd-Tunnel alles dicht. Sonst war höchstens auf den Straßen alles dicht, weil die meisten Bahnkunden lieber mit dem Auto, Bus oder der U-Bahn fuhren. Dort konnte es schon mal eng werden, oder man kam gar nicht in die Bahn hinein. Kein Problem. Man kann auch mal zu Fuß gehen im Wedding, da wo die meisten Menschen außer Las Vegas heiraten.

Kein Problem auch bei der Rückfahrt. Jeder 2. ICE fuhr ab Berlin ins weltberühmte Ruhrgebiet. Nur in Dortmund konnte die Bahn ihre Probleme den Reisenden nicht vermitteln. Zwischen Hauptbahnhof und Hörde hatte ein Lokführer das Kabel mitgenommen. „Wenn schon der Streik nichts bringt, dann wenigstens Kabelsalat“, sagte er Obstkurve gegenüber explosiv. Das wollte die Bahn natürlich streng geheim halten.

Deshalb hat sie den Kunden nicht verraten, dass die Züge dort nicht fuhren, aber woanders schon. Auf der schönen und großen Anzeigentafel der Bahn im Hauptbahnhof stand: „Zug fällt aus.“ Keiner konnte Dortmund verlassen, dachten die Reisenden. Viele von ihnen gingen erstmals seit Tagen was essen, weil die Schlange beim Servicepoint noch länger war als an der Pommesbude. Erstmal was in den Magen bekommen auf den Schreck. Nach der Rückkehr in den Bahnhof sagte der Bahnmitarbeiter auf Anfrage, dass die angeblich ausgefallenen Züge ab Hörde fuhren. Aha. Wenn die Bahn das gleich gesagt hätte, dann wären die Kunden sofort nach Hörde gefahren. Und das musste die Bahn unbedingt verhindern.

Bahn hilft fast Food Ketten

Recherchen von Obstkurve ergaben, dass der Lokführer von den Imbissketten am Bahnhof gesponsert worden war. Er hatte das Kabel im Auftrag der fast Food-Ketten geklaut. Die Bahn, gesponsert von den fast Food-Ketten, durfte ihre Informationspolitik so gestalten, dass alle Kunden erstmal in die fast Food-Läden gingen. So wurde ihre bevorstehende Pleite zunächst  abgewendet. Wiederholung folgt bzw. nächster Streik kommt bestimmt. Die Fahrgäste freuen sich drauf.

Fazit: Das war kein Streik. Das war einfach toll. Da muss mehr kommen.

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