Bochum. (OK) „Hier, wo das Herz noch zählt“, und die Mannschaft den Fan so richtig quält. Der Verein für Leibesübungen startet die „Operation Weihnachtsgans“. Rechtzeitig zum frohen Fest werden treue Fans ausgenommen – oder ausgeschlossen.
Dabei hatte alles so schön angefangen. Siege gegen Paderborn und im Pokal und dann die Auslosung. Viertelfinale gegen Bayern München. Fäns frohlockten, wollten sich mit Karten eindecken, aber dann wurden die „Ticketmodalitäten“ für dieses Spiel veröffentlicht. Der Schock. Kinder im Familienbock zahlen jetzt 20 Euro anstatt 5.
Bravo VfL. Wenn der Vater mit dem Sohne ins Stadion geht, zahlt er normalerweise 20 Euro für beide im Familienblock. Der Vorteil: Jetzt zahlt er alleine für den Sohnemann 20 Euro, zusammen 57 Euro. Das freut die Familienkasse. Dann noch ne Bratwurst, ne Cola und ein Eis, und der Pappa trinkt heute mal drei Bier auf den äußerst maßvoll angehobenen Preis.
Die billigste Sitzplatzkarte in H1 kostet jetzt 37 Euro anstatt 15 Euro. 37 Euro, so viel kostet sonst ein guter Platz auf der Haupttribüne. Der kostet jetzt etwas mehr. Vollzahler Stehplatz zahlen jetzt 18 anstatt 12 Euro. Ermäßigte Stehplätze kosten 15 Euro. Bierpreise werden verdoppelt. Brühwürste von Arabella in der Mitte durchgeschnitten.
Preise verdreifacht
Um finanziell nicht so gut gestellte Bochumer Stadionbesucher komplett vom Besuch des Spiels gegen die teuren Bayern abzuhalten, spielte die Zuckertruppe in Duisburg auf Urlaubsmodus. 0:0 Gähn buäh. So werden die Treuesten für ihre Liebe zum Verein belohnt. Mit nackten Zahlen. Immerhin ein Unentschieden, aber leider kein 1:1. Nicht mal das mit dem 1:1 Weltrekord klappt.
Die wohltätige Sache ist aber nichts Neues. Auch das gab es schon mal. Vor Jahren spielte der VfL ebenfalls gegen Bayern. Da wollte ein renovierter Fänklup sitzen anstatt in der Obstkurve zu schwitzen. Angesichts der damaligen Wucherpreisaktion boykottierte diese Vereinigung aber das Spiel. Einige Mitglieder entschlossen sich dazu, künftig keine Dauerkarte mehr zu koofen.
Die Viertelfinalmillionen reichen dem VfL noch nicht, es sollen weitere Millionen fließen, damit die Spieler neue Autos kaufen und solvente Bayernfans das Stadion vollmachen können.
Selbst ernannte wahre Fäns kritisieren jedoch die Kritik. Sie wollten pro Person anstatt nutzlos für 18 Euro rumstehen lieber pro Kopf fünf Sitzplätze a 49 Euro kaufen. Pech gehabt, geht nicht, pro Nase gibt es nur zwei Karten. Echte Fäns kaufen dagegen VIP-Tickets für 1848 Euro das Spiel. Wenn man überhaupt eine Karte bekommt, falls man eine haben möchte.
Der Verein beweist mit der Aktion enorme Weitsicht. Diejenigen, die keine Dauerkarte haben, kein Vereins- oder Fanclubmitglied sind und sich bisher bei grauenhaften Spielen gegen FSV Frankfurt oder vergleichbare Teams den Ursch abfrieren, die werden es sich künftig genauer überlegen, ob sie zu reduzierten Preisen wieder ins Stadion gehen, um sich die teilweise lustlosen Darbietungen der Zuckertruppe anzugucken. Gegen Bayern wird das Stadion immer voll, aber was ist mit Heidenheim?