Camping geht auch ohne Führerschein

Warstein/Möhne. (OKW) Bochum bietet blau-weiße Transporter, die nicht von VW sind, aber nur wenn eigentlich ein anderes Fahrzeug zur Verfügung steht.

Es war jedoch in einer unschönen Farbe gehalten. Deshalb funktionierte auch die Kühlbox nicht, und der Vermieter stellte ein viel schöneres Fahrzeug zur Verfügung: Es ist blauweiß. Anders geht es nicht.

So ein Campingmobil hat viele Möglichkeiten. Man kann es fahren wie ein Auto, wenn man einen Führerschein hat. Wenn man keinen Führerschein dabei hat, darf man es nicht fahren. Dann braucht man eine versierte Chauffeurin.

Harmonisch fügt sich die fahrende Schlafstätte in die Natur des Sauerlandes ein. Die Schuhe passen unter die Markise.

Also stand dem verlängerten Campingwochenende im Sauerland in der Nähe des Möhnesees ohne Elfmeterschießen fast nichts mehr im Weg. Ein Campingplatz in der Nähe von Allagen wurde gefunden. Die Fußballer dort schießen aus allen Lagen.

Der Campingplatz liegt nicht direkt an der Möhne, aber dafür mitten in einem Tal durch das ein Bach in eine Badewanne fließt. Der Campingplatz hat Zeltplätze, Wohnmobilplätze, Dauerplätze und eine Gaststätte mit italienischen Kellnerinnen vom Lago Maggiore, die sehr kompetent sind. Sie bieten verschiedene Biersorten in unterschiedlichen Glasgrößen an, dazu leckere Pizzen und Desolate. An der Rapzeption kann man Eis kaufen, Magnum und Bolero.

Das Wohnmobil hat eine Markise, einen Gasherd, eine Kühlbox, ein Portapotti, wenige Schränke und vier Schlafplätze. Zwei oben und zwei unten. Wir klappen unten alles aus, sodaß eine ebene Fläche entsteht. Aber das Bett ist schmal, und wo sollen dann die ganzen viel zu vielen Klamotten hin? Lebensmittel, Bettwäsche und sogar Kleidung. Die Lebensmittel packen wir überwiegend in die Kühlbox fürs Abendbrot.

Fahr mit im blauweißen Ochsenbus

Die Büsche bringen Schatten, auch die Markise. Wir entscheiden uns fürs oben schlafen. Dafür klappen wir das Dach hoch, es entsteht eine Höhe, die das Stehen im Kleinwohnmobil ermöglicht, auch ohne Schuhe. Dann ziehen wir aus dem Dach die breite Bettmatratze herunter. Bequem und schön. Die Leiter hingestellt. Hochklettern über Leiter und Arbeitsplatte. Bettwäsche, Kissen und Schlafsäcke hoch.

Dann die Markise ausgefahren, die Klappstühle und den Tisch aufgestellt, die das Auto vorrätig hat. Dazu hat es auch einen Wasserkanister, den man auf dem Campingplatz mit Wasser füllen kann. Es wird Abend. Es ist noch hell, also erstmal den Berg rauf, 500 Meter, Aussicht genießen, an den nicht gedeckten Tisch oben auf dem Berg setzen und wieder absteigen durch das dichte Dornengebüsch, was ohne Machete schwierig ist, aber mit Knüppel gelingt.

Fürs Abendbrot werden die mitgebrachten Lebensmittel aus der Kühlbox, die ein Kühlschrank ist, nach oben durch eine aufklappbare Klappe hindurch herausgehievt. Der Kühlschrank kühlt eiskalt, obwohl die Batterie bei 100 Prozent ist. Es ist nicht die Starterbatterie, aber der Lachs in Scheiben ist tiefgefroren. Bei Stufe 3. Wir regeln runter auf Stufe 2. Der Lachs taut in der Gluthitze der Sonne nur langsam. Das Bier ist zu, bis wir es öffnen. Der Verschluss ist nicht tiefgefroren.

Schlafen geht umgekehrt

Die Nacht bricht über das Sauerland herein. Die Temperatur ist angenehm. Beim Heraufklettern in das breite Dachbett stellt sich heraus, dass man beim Schlafengehen mit dem Kopf nach obens ins Bett hineinklettert und sich dann aber gekonnt herumdrehen muss, weil das Kopfende mit den schönen Nachtischlampen umgekehrt angebracht sind, also in Richtung Heck des Fahrzeuges. Dort ist das Dach höher. Das bedeutet: Wir schlafen mit den Füßen in Richtung Fahrerkabine. Der dünne Sommerschlafsack ist zu dünn, aber immer noch besser als in der Hitze des Ruhrgebiets braten.

Nachts stellt sich ein Bedürfnis heraus. Das bedeutet, wenn man nicht kopfunter nach unten klettern möchte, muss man sich oben im Bett einmal komplett umdrehen, ohne unbedingt die Nachbarin komplett zu massakrieren. Der Abstieg nach erfolgtem Umdrehen über die Arbeitsplatte und Leiter ist bequem. Das Porta Potti ebenfalls. Die Spülung ist geräuscharm, die Trennwand, die nicht einrastet, nicht.

Am anderen Morgen soll die Bettmateratze wieder hochgeklappt werden, damit man im Bus stehen kann. Das klappt zu zweit ganz gut. Die Markise von Sydow, die nachts eingefahren worden war, wird morgens wieder herausgefahren, um einen Schatten zu gewinnen. Die Heckklappe gleichfalls.

Ohne Strom geht das Gas

Fürs Frühstück stehen einige Herausforderungen ins Mobil: Die einzige Hecksteckdose funktioniert nicht. Per Servicehotline kann aufgeklärt werden, dass lediglich der F-i-Schalter heraus ist, der sich unterhalb von Herd und Arbeitsplatte befindet. Dann funktioniert der Gasherd nicht, obwohl das Ventil an der Flasche einwandfrei aufgedreht ist. Der Hebel für die Gasleitung „befindet sich unterhalb der Spüle“, die sich rechts vom Herd befindet außerhalb. Doch da ist er nicht.

Die freundliche Dame von der Hotline empfiehlt den Kauf eines Gaskochers dem Vermieter in Rechnung zu stellen. Jedoch bei einer Hausdurchsuchung mit Hilfe eines SEK vom LKA wird das Ventil unterhalb des Gasherdes gut versteckt in einer Ecke links im Aut0 gefunden, obwohl sich in der Nähe keine Spüle mehr befindet.

Problem gelöst, Kaffee und Tee gekocht, sogar gefrühstückt mit nicht tiefgekühlter Milch. Nach den Frühstück ist es Zeit für allerlei geschäftliche Aktivitäten.

Blaualgen sind kein Problem

So vergeht die Zeit mit Lesen, Dösen, Wandern und Duschen in den komfortablen Sanitätsräumen des Campingplatzes, wo man auch zum Klo gehen und die natürliche Chemietoilette versorgen kann.

Ab Abreisetag muss alles zugeklappt werden. Vor allem das Hochdach, das allerlei Sportmöglichkeiten bietet. Zunächst hängen wir uns gemeinsam an ein extra angebrachtes Schlaufenseil, um das Einklappen, das vor Abfahrt unbedingt gewährleistet sein muss, zu vollbringen. Es gelingt.

Bis kurz vor Ende das ganze schlagartig so schnell nach unten kracht, dass wir uns nur  mit einem Hechtsprung ins Freie durch die glücklicherwweise hochgeklappte Heckklappe auf die Campingwiese retten können. Ford Westfalie überlegt, eine Helmpflicht beim Einklappen einzuführen. Nachdem sorgfältig gecheckt wurde, das nichts eingeklemmt wurde wie zum Beispiel Finger oder Nasen, erfolgt die Abfahrt.

Der Vorteil des blauweißen Schlafmobils ist: Es hat zwei Seiten, eine links und eine rechts.

Auf dem Rückweg in die schönste Stadt der Welt soll noch ein Sprung ins kühle Nass der nahen Möhnetalsperre erfolgen. Auf zum Seebad also. Parkplatz wird gefunden. Am Parkautomat befindet sich eine Schlange. Die Meute hat recherchiert, dass nicht mit EC-Karte bezahlt werden kann, also zahlen wir bar, was geht.

Am Eingang zum Seebad stellt sich heraus, dass heute Beachparty ist. Eintritt 10 Euro pro Person plus Spesen. Für einmal kurz Baden und Abkühlen ist das etwas viel. Auch die Ballermannmusik nervt und sorgt für Schädelprobleme. So geht die Fahrt weiter zum nahegelegenen Seepark. Der bietet ein viel schönere Badestelle bei freiem Eintritt, ein Riesenrad, indem sich die Gäste eine Stunde grillen lassen können, kostenlose Umkleidekabinen, eine Treppe ins Wasser und eine erstklassige Pommesbude. Die Rückfahrt kann gelingen, und zwar ungeduscht, damit das Möhnewasser die Haut verwöhnt.

Problematisch erweist sich allenfalls das Einfüllen eines so genannte Ed Blue, sogenannte Ochsenpisse, die dem Dieselgemisch beigemischt wird, für günstigen CO-2-Ausstoß. Es stellt sich heraus, dass die LKW-Dieseldüse nicht in den Ford Goldtransporter (blauweiß) passt. Also wird stattdessen Normaldiesel verüllt.

Im Epolig unkten Webuser, die Möhne habe Blaulagen. In weiser Voraussicht hatten wir jedoch keine drei Liter Möhnewasser getrunken, sondern gar keins. Seewasser ist kerngesund. Herzlichen Glückwunsch.

 

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