Helge mit 600 Gitarren im Auto

Dortmund. (OK) Helge Schneider benutzte nur zwei Gitarren bei seinem Auftritt im Dortmunder Konzerthaus. „Ich habe 600 Gitarren. Die anderen sind im Auto.“

Nur zwei von 600 Gitarren aus Helges Auto.

Der Künstler aus Mülheim Ruhr präsentierte sein neues Programm im Konzerthaus Dortmund. Die Lieder sind noch sozialkritischer, politischer, aber auch romantischer. Während er sein Handwerk versteht und das Publikum gut zwei Stunden lang bestens absurd unterhielt, kann man das von den Architekten des Konzerthauses nicht sagen.

„Die Architekten saßen hier und waren voll drauf. Blau bis unters Dach. Deshalb auch das blaue Licht“, berichtete Helge nach der gelungenen Pause. Als es wieder abgedunkelt wurde, bat er die Lichttechnik, etwas Licht einzuschalten. „Damit ich Euch sehen kann.“ Es war Baulicht. Mit Blaulicht war es heller.

Bedröhnte Architekten können Blaulicht, aber keine Bestuhlung.

Misslungen ist den Architekten auch die Bestuhlung im Parkett. Es ist zu flach, die Bühne zu niedrig. Wer einen stiernackigen tätowierten 1,90 Bodybuilder vor sich hat, sieht praktisch nichts. War war ein Drittel des Publikums. Bei Parkettpreisen von 60 Euro sollte man doch annehmen, dass die Planer des Konzerthauses ihr Handwerk verstanden. Aber Pustekuchen. Nach 120 Minuten braucht man einen Orthopäden. Hüft- und Bandscheibenschaden vorprogrammiert.

Das Dortmunder Konzerthaus ist praktisch eine Bauruine. Was man von Helge nicht sagen kann.

Obwohl er seit 50 Jahren auf Tour ist und schon die nächsten 50 Jahre plant, präsentierte er ein neues Programm mit neuen Titeln, die er vor 40 bis 50 Jahren geschrieben hat. Mit und ohne Text, aber immer mit Mimik, Gestik und Virtuosität am Instrument. Egal ob Akkordeon, Gitarre, Piano, Orgel, Saxophon oder Sünti. Helge ist ein Phänomen.

Letztens ist er im Babybecken ausgerutscht. „Auf einem Haufen.“ Das war hart, besonders die  Fliesen. Helge erzählt keine Witze, sondern echte Erlebnisse. Die schönsten neuen Hits waren durchaus: Firlefanz, und Paris Paris. Aktuell ist „Politiker sind doof“. Auch Helge weiß nicht, wen er wählen soll.

Eine tolle sozialkritische Bänd.

Helge rät, mal soll mal so richtig Firlefanz machen, „Seiner Frau beim Tanzen an den Sack packen“, denn echte Liebe funktioniert nur, wenn man sich nicht kennt. Nur zwei der 600 Gitarren, die er immer im Auto dabei hat, nahm er mit auf die Bühne. Das reichte, weil sich noch verschiedene andere Instrumente türmten.

Das Publikum konnte voll überzeugen, während einen Tag vorher „so Gesocks“ da war. Die „Vorhut sozusagen“. Beim zweiten Auftritt im misslungenen Dortmunder Konzerthaus gab es keinen Missklang, nur einen Miss Urin, d.h. einen Mann der voll über den runtergeklappten Klodeckel pinkelte. Immerhin auf dem Männerklo.

Und der Buchhänder bzw. Fandevotionalien verkäufer behautpete auf Frage, das Buch Stepptanz sei neu, was natürlich gar nicht stimmt. Die neuen Songs gibts noch nicht aus Platte. Die Oldies schon, denn natürlich präsentierte er auch seine Mutter mit Butter, das Bonbon aus Wurst, Johnny Fläsch und 1000 Rosen aus Tirol. Und vieles mehr. Nächstes Mal aber in Köln, denn ausgerechnet die wissen, wie man ein Konzerthaus baut.

Rechts im Bild der Mörtsch-Händler, der olle Bücher als neu verkauftet.

Helge wusste, dass mit Dortmund nicht so viel los ist. Er war sich sicher, „wir sind in Bochum, äh, Gelsenkirchen.“ Er weiß eben genau, was und worauf es ankommt.

Jetzt sach nich Helge war auch da. Doch.

 

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