Das blaue Wunder von Bochum

Bochum. (OK) Die Nachrichten überschlagen sich. Massenkarambolage auf der A 1. Rheinmetall Dortmund kooperiert jetzt mit Borussia Borsig Berlin. Und der VfL Bochum gewinnt seine Unabsteigbarkeit zurück.

Da konnten die siegesgewissen Düsseldorfer mal ihr blaues Wunder erleben. Eigentlich ein blau-weißes Wunder. Das Rückspiel begeisterte ganz Fußball Deutschland. Bochum drehte den 0:3-Rückstand aus dem Hinspiel, gewann in Düsseldorf mit 3:0, überstand oder dominierte die Verlängerung und fand zu alter Elfmeterschießerstärke zurück. Noch ein weiteres Jahr Bundesliga ohne Geld, gegen Schurkenvereine, von skrupellosen Sponsoren dominiert.

Da könnt Ihr Euer blaues Wunder erleben

Aber wie war es möglich? Wunder gibt es immer wieder, denn die Wahrheit liegt auf dem Platz. Da überzeugten Spieler, die im Hinspiel noch wie abgetakelte Zechenpferde über den Platz trabten, warfen sich in jeden Ball, spielten die Fortuna aus, flankten wie Götter, köpften wie Torjäger, verwandelten Elfmeter eiskalt und ohne zwischendurch Frühstückspause zu machen, hielten jeden Ball.

Trainer Heiko Butscher schaffte es, durch gezielte Umstellungen die Fortuna völlig zu überrumpeln. Bei Fortuna-Ecken passte jemand genau auf, wo Tzolis den Ball hinschoss. Torwart Andi Luthe pflückte jeden Ball vom Himmel, die Abwehr souverän über 120 Minuten. In nur drei Tagen machte Heiko Butscher aus lahmen Zechenpferden Weltrekordsprinter mit Ballgefühl.

Aus 0:3 macht 9:8. Bochum ist erwacht.

Und dann die Dreierkette, mal Dreierkette, mal Fünferkette. Wer kannte sich da noch aus. Die Fortuna nicht. Was unter dem Vorgänger Letsch nicht aufging, klappte jetzt wie am Schnürchen. Vorne hinten überall Flankengötter. Torjäger Philip Hofmann fand seinen Torriecher wieder. Kelvin Stöger flankte wie ein Prophet. Die Glücksgöttin strahlte in Blauweiß.Die Fortuna gehört aber auch in die Bundesliga. Und RWE, RWO, MSV, Westfalia Herne und Spvgg Erkenschwick.

Eine super Mannschaftsleistung. 6:5 nach Elfmeterschießen, 3:0 nach 120 Minuten, 9:5 im Rückspiel. Endergebnis: 9:8 standesgemäß. Eine Berechnung von Thomas Letsch.

Eine Lanze blechen

Entscheidenden Anteil an dem grandiosen, beinahe für unmöglich gehaltenen Bochumer Fußballwunder in Blauweiß hatte auch der Schiedsrichter. Deniz Aytekin aus Oberasbach-Uralt wusste, wo die Pfeife hängt. Anders als viele seiner Kollegen machte er seine Arbeit, und zwar gut. Er pfiff Hand, wenn es Hand war, ohne Unterschied bei welcher Mannschaft. Der VfL einmal nicht benachteiligt, eine Wohltat, wie sie ihm seit Bibi Steinhaus nicht oft zuteil wurde. Und deshalb bricht die Redaktion heute eine Lanze ab für Deniz Aytekin. Zum Fußball gehören immer 16 Mann. Die Spieler, die Fäns, der Trainer und der Schiri.

Am Tag danach jedoch ging der Alltag in Bochum weiter. Eine weitere Saison können die blauen Zaubermäuse die Großen ärgern, alle, außer vielleicht Leverkusen. Jedoch, ohne Platzverweis kann der VfL auch Leverkusen schlagen, wie die erste Viertelstunde gegen die Pillendreher bewies. Auf ein weiteres Jahr Bundesliga 1.

Am Tag danach fuhr die Redaktion nach Bochum, um Stimmen einzufangen. Aber sie waren schon im Bett.

Bochum Hauptbahnhof. Da können wir ein blaues Wunder erleben. Aber das Leben geht weiter.

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