Der Blick zurück in die Geschichte der Landkommunen

Lippe-Detmold. (OK) In Deutschland griffen Kommunisten den Kommunegedanken im Zuge der Alt-68er-Bewegung erneut an. Nach Woodstock fanden heimkehrende Festivalbesucher in Westdeutschland nicht mehr nach Hause und blieben auf Feldern in Ostwestfalen-Lippe zurück. Ähnlich wie zuvor in Bethel (USA) ließen sie sich einfach dort nieder, wo sie gerade waren.

Die Idee war geboren: „Ey Mann, lass Kommune machen“, sagte Hans Langhaar. Die erste Landkommune bei Detmold nannten sie denn auch Kommune 1 – abgekürzt K 1. Hier schlossen sich fanatische Masochisten zu einer Lebensgesellschaft zusammen. Sie beteten den Teufel an. Einige wurden auch im Wald mit Uschi Obermayer gesehen. Nur ihr zuliebe filmten sie sich beim Liebesakt im Wald. Eine große Tageszeitung berichtete.

Eine halbe Stunde nach Kommune 1 wurde schon Kommune 2 gegründet. Die Langhaarigen, die auf dem Feld bei Detmold keinen Platz mehr gefunden hatten, kamen einfach in Blomberg zusammen. Hier, 300 Meter von Detmold entfernt, stand Psychoneurose durch Gruppendynamik im Vordergrund des Interesses. Insbesondere versuchten die Mitglieder, sich von ihrer Sexualität durch Verklemmung zu befreien. Da lief nicht mehr viel.

Vernachlässigte Kinder wurden einfach in leer stehende Ladenlokale gesperrt und von bedröhnten Gruppenmitgliedern bewacht. Es waren die Vorläufer der späteren „Kinderläden“ und noch späteren „Elterninitiativen“, die sich insbesondere dadurch auszeichneten, dass sie ihre Erzieherinnen nach Methoden der Geheimpolizei beaufsichtigten und die Kinder nur vollbiotisches Hühnerfleisch essen ließen, das die Kinder nicht selbst zubereiten durften. Sie durften nicht einmal zusehen, wie die Tiere biodynamisch geschlachtet wurden. Ein Träuma, unter dem heute noch viele 68er Kinder leiden.

Country-Squatting

Bei VW in Wolfsburg schließlich schlossen sich vereinzelte Fließbandarbeiter zur Kommune 3 zusammen. Das lag zwar außerhalb von Westfalen, aber die hiesige Truppe hielt zu ihren Konsumgenossen im Westen Kontakt durch ein fein ausgetüfteltes System an Rauchzeichen.  Den Weg hätten sie aus offenkundigen Gründen nie gefunden (siehe Bericht über Woodstock). Diese Landkommune hatte eine Vorliebe fürs Autofahren. Deshalb mietete sie einen Bauernhof unweit der Autostadt an. Hier gründeten die Mitglieder Tausende von Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG), die sich durch riesige Rinderherden auch in den Niederlanden einen Namen machten und  noch heute von A. Strathoff nachgebaut werden. Er hat allerdings auf Schwein umgesattelt. Deshalb auch sein Spitzname: „The pork Lord.“ Mittlerweile reitet er in Richtung Osten. Selbst die DDR war beeindruckt und baute das LPG-Prinzip in großem Stil nach.

1948 war das Kommunistische Manifest geschrieben worden. Danach dürfen einer Landkommune nur 10 bis 30 Personen angehören. Sonst passen nicht alle in den Stall. Wegen des Mangels an geeigneten Bauernhöfen erwuchs aus der Kommunenbewegung auf dem Land auch die berühmte Farmhausbesetzerbewegung in den 1980er Jahren. Anders als ihre Kampfgenossen in Großbritannien zeichneten sich die deutschen Country-Squatter insbesondere dadurch aus, dass sie riesige Transparente aus dem Fenster baumeln ließen, wo drauf stand: „Diese Hütte ist besetzt.“ So erleichterten sie der Polizei die Arbeit. Sonst wären die Ordnungshüter nie dazu in der Lage gewesen, Tausende von besetzten Bauernhäusern, verstreut über die ganze Republik und die DDR, zu finden. So brauchten sie nur mit ihren grünen Minnas übers Land zu fahren, und konnten so eins nach dem anderen „hops“ nehmen. Darum beneideten sie die bedauernswerten britischen Cops: „Unsere Squatter ziehen einfach ein und hängen Gardinen auf. Da können wir nichts machen“, sagt DI Alan Cabbot. Heute findet man sie hierzulande nur noch vereinzelt im Teutoburger Wald und im Spreewald, während die meisten Landkommunen von Ronald Schill ausgeräuchert wurden.

Mettwert ist weiter gültig

Mittlerweile ist nicht viel mehr von den Landkommunen übrig geblieben als der berühmte „Mettwert“, den einst Karl Marx in Deutschland eingeführt hatte. Er hat heute noch im Metzgereiwesen eine gewisse Bedeutung, um nicht zu sagen Gültigkeit.

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