Zum Fußball in ganz leeren Zügen

Hamm/Unna/Bochum/Essen. (OK) Volle Züge sind in aller Munde. Seit 9 Euro Ticket sollen Züge überfüllt sein, heißt es. Die Frage, die alle interessiert, heißt Hartmut: Stimmt das überhaupt?

Für die Redaktion Grund genug, der Sache auf den Grund zu gehen. Gemeinsam mit der Fernuni Rejkjavik unter der Leitung von Professor Claudia Scholz macht Obstkurve diese Saison eine Langzeitstudie zum Thema ÖPNV. Die Wahl für den Testtag fiel auf Samstag, 6. August 2022. VfL Bochum und Borussia Dortmund haben Heimspiel. Ein guter Tag also für volle Züge.

Der RE 11 fährt stündlich direkt von Unna nach Bochum Hauptbahnhof um 13.59 Uhr. In 33 Minuten mit Null Umstieg. Der Zug fährt nicht von Gleis 4, sondern von Gleis 18.

Das Leben in leeren Zügen genießen: Der RE 11 von Hamm nach Essen. Die Ruhe vor und nach dem Fußball.

Beim Betreten des Zuges fällt sofort auf: Es gibt keinen freien Vierer, sondern es gibt nur freie Vierer, Zweier und überhaupt. Der ganze Wagen ist frei. Die Redaktion verteilt sich gleichmäßig im Wagen des RRX. Der Innenraum ist kunden freundlich gestaltet, hell. Man kann durch die Fenster nach draußen sehen. Die Sonne scheint. Es gibt ausreichend Platz. Man kann öfter mal den Sitz wechseln. Die Anzeigentafel funktioniert. Auch die vollautomatische Toilette mit Desinfektionsmittel und Papierhandtücher.

Auf dem Weg nach Bochum schlafe ich ein. Der Weckdienst funktioniert. Die Tür öffnet sich freiwillig. Nach der Ankunft bleibt genug Zeit für einen schönen Spaziergang die Castroper hinauf zum Ruhrstadiontempel.

Bei Fußball bleibt der Zug leer

Das Fußballspiel hatte ein Ergebnis. Nach dem Spiel musste erst einmal die trockene Kehle gekühlt werden, bevor die Rückfahrt im RRX alias RE 11 erfolgte.

Gut gestärkt klappte der Einstieg in den Zug nach Hamm. Abfahrt um 19.24 Uhr auf Gleis 5.  Doch dann der Schock: Der ganze Wagen musste mit einem anderen Fahrgast geteilt werden. Er fragte: „Der fährt nur bis nach Hamm?“ – „Der fährt nur bis nach Hamm.“ Ostwestfalen abgeschnitten. Trotz der Enge im Waggon harmonierten die beiden Männer bis zum Ausstieg. Ohne 9 Euro-Ticket, wegen Eintrittskarte. Bei Bedarf hätte das 9 Euro Ticket genutzt werden können.

Fazit: Das Gerede von vollen Zügen erweist sich als haltloses Gerücht. Im Rahmen der Studie konnte bewiesen werden, dass 100 Prozent der genutzten Züge nicht überfüllt sind. Das Gegenteil war der Fall: Die Züge waren nicht ausgelastet. Die Bahn erwägt, künftig mehr Züge einzusetzen.

Fortsetzung folgt. In der nächsten Folge wird die Frage behandelt, ob das 9 Euro Ticket auch in der 1 Euro Bahn gilt.

 

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