Bad Wildungen. (OK) Wie genau kann es eigentlich eine renovierte Reha-Kinik in einem versierten hessischen Badeort schaffen, kranke Patienten gesund zu machen? Obstkurve wollte es wissen und hat einen Vollkranken zur vierwöchigen Reha nach Bad Wildungen geschickt.
Zu Beginn gab es einen Wechsel beim Wetter: Von Schnee auf den Bergen zu Sonne im Zimmer. Auf dem Programm standen gutes Essen, viel Bewegung und etwas zu trinken. Der Patient wurde zur Vorbereitung des vierwöchigen Intensivtrainings in den Garten der Wollust geschickt.
Hier setzte er sich auf den Patiententhron und sollte auf nette Kurschattinnen warten, die mit Hilfe einer präparierten Schlange angelockt wurden. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt zeichnete sich der Durchbruch ab. Er lernte drei Frauen kennen, die unbedingt mit auf den Hombergturm klettern wollten (2) und eine, die gern einmal die lokalen Spezialitäten in Brauhaus und bei Schwarze ausprobieren wollte. Das Ergebnis war gut. Nach dem Klettern gab es Erfrischungsgetränke.
Unfiltriertes Weizenbier und Vanilleeis mit Kürbiskernöl verlieh ihnen die dringend nötige Kraft für das knallharte Rehatraining mit Medizinbällen unter der Leitung von Felix Magath. Doch nicht nur Sport bis zum Umfallen stand auf dem Programm, sondern auch Mediterrane Entspannung. Eine ganze weiß verputzte Wand mit mediterrane Entspannung im Wartebereich vor den Ärztezimmern machte aus nervösen Patientenbündeln glückliche Leidenssportler.
Entscheidender waren die abwechslungsreichen schönen Aussichten. Mal waren es die Einbicke hinter die Gitter eines Patientengefängnisses, mal waren es die Aussichten von Berg und Tal.
Beim Bummeln im Ort schmeckten lecker Nusseis und Rotbäckchen von Müller. Am Seidenen Strümpfchen gab es Sportbekleidung, Schuhe und Bademäntel zu kaufen. Der Osterhase war auch in den Wald gegangen, wo an den Bäumen seine Eier hangen.
Zu Ostern war der ganze Ort fein rausgeputzt. Nur das beste Restaurant am Ort, Karthago, nicht. Es hatte angeblich wegen der Coronaauflagen geschlossen, obwohl die faktisch schon außer Kraft gesetzt waren zur Rehazeit. Die Karthager hatten lieber nebenan ein Testzentrum eröffnet. So ging einst ein Land vor die Hunde.
Zum Erfolg des Badeortes tragen versierte Ärztinnen und Physiotherpeutinnen bei. Sie machen aus hoffnungslosen Fällen echte Power Walker. Beim Walken dürfen in Bad Wildungen (Walking Paradies) auch Christen mitmachen.
Am Ende des vierwöchigen Bootcamps war der Patient vom Motto Pippi Langstrumpfs überzeugt, das man echt alles schaffen kann, Hauptsache es gibt echtes Hansabier aus Dortmund, gebraut in der Lindenbrauerei in Unna, die es nicht mehr gibt, weil dort die Lichtkunst prangt.
Gefährdet wird der Erfolg der stationären Reha höchstens durch die Techniker Krankenkasse, die die ambulante Fortsetzung der stationären Therapie verweigert, weil eine Rehaklinik kein Krankenhaus ist. Da muss der Patient eben erstmal ins Krankenhaus eingewiesen werden und keine lange Lebenserwartung mehr haben. Dann kriegt er das Medikament. Wird sonst zu teuer. Das ist gelebte Prävention, aber nur für Patienten, die klinisch tot sind.