Der VfL auf Rekordkurs. Peter Neururer hat einen Plan: „Ich will zuhause in dieser Saison mindestens zehn Mal 1:1 unentschieden spielen.“ Diesem großen Ziel ist der Trainer, auch Remis-Peter genannt, nicht zu verwechseln mit Remisen-Peter aus Buer-Resse, beim Spielchen gegen die glückliche Fortuna aus Düsseldorf einen großen Schritt näher gekommen.
„Jetzt haben wir vier 1:1-Spiele geschafft. Wenn wir noch sechs hinbekommen, dann sind es zehn“, sagt Peter Neururer, der das große Ziel mit einem ausgetüftelten Plan verwirklichen will: „Wir schießen in jedem Heimspiel nur ein Tor und lassen nur eins zu. Das haut hin.“ Das Spiel seines VfL ist dabei äußerst variabel. Während in den letzten beiden 1:1-Heimspielen jeweils der Gast in Führung gegangen ist, führte dieses Mal der VfL, wie schon gegen Kräuter Fürth. Auch dabei ist die Bilanz ausgeglichen. Zweimal ging der Gast in Führung, zweimal führte der VfL. „So wird es für die Fäns nicht langweilig“, begründet der Trainer seine Strategie. Dabei drückt der VfL jeweils eine Halbzeit richtig auf die Tube. Mal in der zweiten, jetzt in der ersten Halbzeit. „Dann haben wir am Ende noch Kraft für einen Schlusssport“, so Peter Neururer über seine Taktik.
Dass der VfL schon zum zweiten Mal die erträumte erneute Tabellenführung versäumte, stört ihn nicht: „Regal, vielleicht gewinnen wir ja wieder in Heidenheim, dann sind wir Spitze.“ Die Fans jedenfalls sind begeistert. Sie strömen nicht nur in blau-weißen Scharen ins schönste Stadion der Bundesliga, das allerdings einen hässlichen Namen trägt, den keiner kennt. Nein, sie feiern auch, weil der VfL im Gegensatz zu den vorangegangenen Spielzeiten durchaus zu überzeugen weiß. Durch Einsatz, aber zuweilen auch durch hohe Spielkunst.
Licht und Schatten gab es bei Yusuke Tasaka. Der Techniker verlor in der zweiten Halbzeit nach relativ starkem Beginn zweimal den Ball, weil er gegen robuste Fortunen zu langsam schaltete. Wie beim Spiel in Frankfurt am Main suchten seine Standards fast immer vergeblich nach Abnehmern. Logische Konsequenz war die Auswechslung. Der Ausgleich fiel allerdings erst danach. Glück für ihn: Immerhin drosch auch Torschütze Gregoritsch einen Freistoß hoch übers Tor.
Freiräume Problemzone für Matti Nykänen
Wie gegen den KSC waren auch die Außenbahnen zeitweise erneut eine Problemzone. Der Ausgleich wurde über die rechte Angriffseite der Karlsruher vorbereitet. Dieses war ein Ergebnis der neuen Strategie des VfL, die den Gegner in die Irre führen soll. Wie schon gegen Karlsruhe, so war auch gegen Düsseldorf zu beobachten, dass der VfL dem Gast auf den Außenbahnen, insbesondere auf der linken, viel Raum für seine Angriffe zur Verfügung stellt. So viel freien Raum, dass auch die Düsseldorfer zunächst überrascht waren. „Irgendetwas stimmt da nicht, da geht kein Bochumer hin“, sagte beispielsweise der Düsseldorfer Außen Bellinghausen. Als sich die Aufregung gelegt hatte, liefen die Fortunen in einer Szene einfach in den total freien Raum hinein, flankten unbedrängt und Matti Nykänen versenkte den Ball ungestört oben rechts in die Ecke des von Bruno Esser verhüteten Tores. Wenn der VfL so weiter macht, zuhause 1:1, auswärts 5:1 gewinnt, steigt er auf. Und wer weiß, vielleicht gelingt irgendwann auch mal ein Heimsieg. Und was kommt dann? Peter Neururer will den Fäns den Sieg schenken. Die Frage ist nur, was der DFB dazu sagt. Den bekannten Fußballexperten jedenfalls wird Angst und Bange: Acht Pflichtspiele ist der VfL jetzt schon unbesiegt. Wird der VfL bald einen neuen Schal herausbringen: „Unbesiegbar“ anstatt „unbeugsam“ und „unabsteigbar“? Bald trifft man sich wieder an der Aufsteigbar.
Stimmen
Peter Neururer: Wenn wir zehn mal zu Hause ein Remis gegen einen starken Gegner erreichen, können wir zufrieden sein. Die Düsseldorfer waren ein ganz starker Gegner. Das Spiel hätte auch 4:4 ausgehen können, dann wäre es aber nicht 1:1 ausgegangen, und das wollten wir verhindern. Das haben wir eindrucksvoll geschafft. Unsere Fans wollen zu Hause eigentlich nur noch Unentschieden erleben. Dafür müssen wir nur auswärts gewinnen.
Fortuna-Trainer Oliver Reck: Wir haben nur eine Halbzeit gebraucht, um ins Spiel zu finden, weil unser Busfahrer keine Panne hatte. Die Bochumer hatten in der ersten Halbzeit und am Ende einige hochkarätige Möglichkeiten. Diese Chancen haben sie aber nicht genutzt. Deshalb bin ich nicht sauer. Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht, deshalb durfte sie mit dem Bus nach Hause fahren. Man kann bei diesem VfL aber auch mal mit einem Unentschieden zufrieden sein, aber wir hätten auch gewinnen können, wenn wir das 2:1 erzielt hätten.