Bochum. (OK) Der sagenhafte VfL hatte alles in der eigenen Hand: Eine satte 1:0-Führung. Das Spiel im Griff, die Aussicht auf eine Million-Fernseh-Euro. Schönes Wetter und einen FC St. Pauli, der fast nichts auf die Reihe kriegte. Bis zur 23. Spielminute.
Und dann kam Tim Hooglands Fehlpass in den freien Raum, Patrick Fabians Zweikampfverhalten und das 1:1. Hier hätte der Zuschauer noch den Eindruck gewinnen können, als würde die Mannschaft weiter am Guinness-Weltrekord der 1:1-Unentschieden arbeiten. Jedoch weit gefehlt. Weiterhin blieben Einstellung, Kampfgeist, technisches Geschick oder gar Abschlussstärke Langeweile.
Stattdessen spielte die Mannschaft so wie das Team an der Bratwurstbude vor Block H1, wo es keine Bratwurst gibt. Obstkurve berichtete explosiv. Da steht nämlich eine Wurstbude mit Dach und Personal. Hier aus dem Ohrginalbericht: „Mit Holzkohlengrill. Ein treuer Fan geht zur Bruchbude. Stellt sich in die Schlange, wartet, kommt dran und sagt: „Eine Bratwurst bitte“. Eine Servicekraft antwortet: „Zwei Euro 80.“ Also Preiserhöhung. Der Kunde zahlt und wartet. Nichts passiert. Der Kassierer steht rum. Der Kunde glaubte, er würde demnächst eine Wurst bekommen.
Links von ihm bildete sich eine zweite Schlange. Einer, der dort eine Viertelstunde stand, sagte: „Eine Wurst bitte.“ Die dort verwesende Servicekraft antwortet: „Da musst Du erst da drüben bezahlen.“ Also rechts wo der erste Kunde steht, hinter ihm lange Schlange. Der hört das Gespräch und sagt: „Ich habe schon bezahlt, kriege ich vielleicht eine Wurst?“ Sagt seine Servicekraft: „Die Wurst gibts drüben.“ Aha. Bezahlt wird hier, Wurst gibts da. Der Kunde muss dafür um die Bude rumlaufen und sich erneut anstellen. Die verwesenden Servicekräfte bewegen sich keinen Meter. Sprechen können die meisten auch nicht. Nicht, dass der Kassierer etwa seinem Kollegen, der ungefähr einen Meter entfernt steht, sagt, dass der Kunde eine Wurst bekommt. Nein. Er hätte beim Kassierer warten können, bis er und die Wurst schwarz wird. Der Wurstverteiler bekommt natürlich auch nichts mit. Und natürlich gibt er keine Wurst rüber. Das ist Arbeitsteilung.
Hungrigen Fans wird klar, wie hier der Hase läuft: Rechts bezahlen, links die Wurst abholen, halbe Stunde in zwei Schlangen anstehen. Aber das sagt einem natürlich keiner. Bald werden sie durch Roboter ersetzt, die Multisausaging können, Kassieren und Bratwurst rausrücken.“ Millionen Fans mussten hungrig das Spiel gucken. Das konnte ja nur schief gehen.
So spielte auch die Mannschaft. „Hast Du keinen Ball, will ich ihn auch nicht. Hab ich ihn, baller ich drüber.“ Es bleibt 2. Liga, zweitklassiger Service. Und im Block Q hängt eine hässliche Fahne. Die Obstkurve hatte sich der Trägheit der Mannschaft angepasst. Kommen jetzt die Goretzka-Millionen? Dann kooft der VfL einen 1a-Sitzfußballer dazu.