Dortmund. (OK) Bange Stunden der Weltöffentlichkeit in Deutschland. Bundesbahner, Autofahrer, Politiker, Unternehmer, Aktionäre, Speditionäre und sogar Reinigungskräfte. Alle haben Angst. Sie bewegt nur eine Frage: Schlagen Gelbwesten auch in Deutschland zu?
Dieser Frage musste Obstkurve nachgehen. Die Redaktion hat gesucht. In Nah und Fern, in Weit und um die Ecke. In ganz Deutschland. Und? Obstkurve hat ihn gefunden, den einen: Robin Hut (Name von der Redaktion anonymisiert). Aus Sicherheitsgründen will er sein Bild nicht in der Öffentlichkeit sehen (Bild). Seinen Namen darf keiner erraten. Deshalb hält er ihn schwer geheim.
Keiner weiß, wo er ist, denn er versteckt sich. Keiner weiß, wo er zuschlagen wird. Die asozialen Netzwerke und ihre Eigentümer stecken in der Klemme. Werden bald keine Autos mehr fahren? Gibt es Krawalle wie in Westparis? Muss der Eiffelturm morgen abgebaut werden?
Robin dreht am Rad
Robin sagt ja. Explosiv sprach er mit Obstkurve. Er hat einen Plan, und es ist sein Plan. „Die Bahn und unsere französischen Freunde haben vorgemacht wie es geht“, sagt er. „Wenn die Bundesbahner streiken, stehen alle Räder still“, glaubt er. Der Bahnstreik war ein Erfolg, sagt Robin. „Kein Zug fuhr, das ganze Land steckte im Stau“, freut er sich.
Aber er gibt sich mit Kleinigkeiten nicht zufrieden, er will einen Schritt weiter gehen: „Wenn die Paketboten, die Stewardessen, die Lokführer, die Piloten, die Lkw-Fahrer und die Klopsbrater streiken, was glauben sie, was dann hier los ist?“ fragt er. „Nichts“, nimmt er die Antwort vorweg. Er denkt daran, dass auch noch die Generäle, die Polizeiwachtmeister auf Streife und die Bäckereifachverkäuferinnen streiken könnten. „Dann gibt es Königsberger Klöpse nur noch da, wo sie herkommen.“
Gelbwesten ausverkauft
„Ein Sonntag ohne Brötchen, das wäre Revolution“, sagt Robin. Er verrät uns nicht, wo er sich gerade aufhält und noch vor Heilig Abend, spätestens beim Neujahrsskispringen zuschlagen möchte. „Wir sind viele“, sagt er beim Losgehen, bevor er sich in seine feuchte Höhle zurückzieht. Er sagt nicht, um welche Aktion es geht.
Obstkurve hat recherchiert. Bei der letzten Aktion gegen den Flughafen Dortmund war er mit 12 anderen vors Dortmunder Rathaus gezogen. Eine Aktion, die bundesweit für Aufsehen sorgte. Vor fünf Jahren hatte er zum Generalstreik aufgerufen. Und bei der Arbeitslosendemo vor 20 Jahren kamen 3,86 Teilnehmer zum Arbeitsamt. Seitdem hat die Bewegung riesigen Zulauf. Jetzt wollen sie den Flugverkehr im Weserbergland lahmlegen. „Als nächstes kommt die Fähre an der Oberweser dran“, sagt Robin, die Kampfhenne der Orangewesten.
Und, um zur Eingangsfrage zurückzukommen: Schlagen Gelbwesten auch in Deutschland zu? Nein, denn die Westen sind orange und nicht gelb. Warnwesten sind ausverkauft. Die EU hat den Verkauf von gelben Westen gestoppt, obwohl seitdem die Zahl der Toten bei Verkehrsunfällen um 97 Prozent gestiegen ist. Die Autobahnbauarbeiter wollen lieber Weihnachten im Stau feiern und singen dazu den alten Hit einer längst vergesenen Hagener Punkband: „Im Stau, im Stau Du arme Sau.“ Die Autoindustrie und der Bundestag tanzen dazu Polka.