
Malmö. Schöner gehts nicht.
Malmö. (OKSver) Alle suchen nach den tollen Gebrauchtplattenläden in Malmö-City. So auch diese Ente. Sie wollte die letzte Scheibe koofen. Aber auch sie fand sie nicht. Wie auch wir.

Ente sucht Schallplatten.
Was war passiert: In Schweden scheint immer die Sonne. Schwedische Frauen sind blond, aber auch hübsch. Sie baden gern nackt, lächeln immer und sind sehr freundlich. Oder gehen in die finnische Sauna. Klischee oder Wirklichkeit? Um diese Vorteile zu überprüfen, fuhr die Redaktion mit dem TT-Peterpanschiff nach Schweden.
Und das kam so: Die Wahl fiel leicht, weil die Fahrt nach Schweden über die Ostsee führt. Über kaum eine See fährt Obstkurve so gern. Denn in ihr schwimmen sehr viele Früchte herum: Quallen, Äpfel und Taschenuhren. Und das Schiff fährt eine Kurve, bevor es in den engen Haven von Trelleborg einläuft.
Aus der Vielzahl der Reiseangebote wählte die Redaktion dieses Mal eine Minikreuzfahrt von Lidl, weil Aldi die Reise seit Corona aus dem Angebot gelöscht hat, und weil Schweden ein Kreuz in der Fahne hat. Die Schifffahrtslinie heißt TT, weil sie von Trelleborg nach Travelmünde fährt. Die Reise war lang und beschwerlich, aber sie war hart. Nach einer Übernachtung in einer geräumigen Ferienwohnung in Travelmünde, die nur einen Steinwurf vom Skandinavienkai weg ist, ging es schon los. Zu Fuß braucht man 5 Minuten, mit dem Pkw über die Umgehungsstraße 15 Minuten.
Schon die Anreise zum malerischen Haven in Travelmünde bei Lübeck war wild. Es ging superschnell. Fahrzeuge der Travelwilligen fuhren direkt zum „Self-Check-In“, weil der Onlinecheckin überhaupt nicht funktionierte und die Servicehotline sich nicht zurückmeldete. Der Schalter war geschlossen. Da arbeitet keiner mehr. Auch Möwen waren keine da. Die Fahrgäste hatten schon alles weggegessen.

Travelmünde: Hier fahren auch andere Hotlines.
Überraschend kamen Fahrer mit ihren Fahrzeugen durch. Früher, als vor Corona noch Ordnung herrschte, standen morgens vor Abfahrt hunderte von Autos in mehreren Spuren Schlange. Manche drängelten vor. Jetzt nicht mehr.
Die Ampel war immer Grün. Die Dame, die vorher bei TT die Abfertigung gemacht hat, steht nicht mehr da. Sie freut sich nicht.
Auf dem Schiff klettert das Team aus dem Auto, steigt die vielen Treppen hinauf sofort über Deck in die Kabine. Die Kabinen auf dem neuen Peterpanschiff sind riesengroß. Es heizt und fährt mit Gas, wurde 2023 in China gebaut, befördert von der Bundesregierung. Das Boot wurde mit der Transchinesischen Eisenbahn über die Seidenstraße nach Lübeck gebracht. Nur die Schornsteine sehen trotzdem verrostet aus. Deswegen ist es ein grünes Schiff. Auf Deck läuft Dauerberieselung in Endlosschleife. Ufftazufftauffta.

Peter Span: Ein grünes Schiff mit High Noise Levels bei der Musik an der Bar.
Die Fahrt nach Malmö dauert neun Stunden. Egal ob über Rostock oder geradeaus. Nach drei Stunden steuert das Schiff mit dem Namen Peter Span schon einen Hafen an: Rostock. Es war ursprünglich nicht vorgesehen. Auch ein grünes Schiff überzeugt mit Highnoiselevel für die Crew.

Rostock.
Das Bordrestaurant hat neuerdings dauernd geöffnet. Die Frauen von den Fahrkartenschaltern arbeiten jetzt als Smutje in der Schiffsküche.
Lidlreisen bot eine Unterkunft im Hotel Elite Savoy an. Daraus wurde nix. Stattdessen Scandic St. Jörgen am Gustav Adolf Torg. Gegenüber der früheren Unterkunft an der Adelgatan gibt es keinen Kühlschrank und keinen Wasserkocher. Aber die Zimmer sind groß mit Ventilator und Sessel.
Den Parkplatz buchen wir vorher online. Zwei Tage vor Abreise wird der Parkplatz storniert. Das Parkhaus wird renoviert. Wir wissen nicht, wo wir parken sollen. Das Hotel sagt: In der City Garage 100 Meter entfernt. Ankunft in Malmö: Donnerstag abend.
Kennzeichenerkennung klappt nicht
Als wir ankommen, fahren wir in die City Garage, wo die Kennzeichenerkennung bei deutschen Autos nicht funktioniert. Wir kommen zu Fuß durch eine Tür raus, aber als Fußgänger nicht wieder rein, nur durch das Einfahrtstor für Autos, das pergament offen ist. Im Hotel erfahren wir, dass die Renovierung eine Reinigung war, die schon abgeschlossen ist. Deshalb hätten wir auch in der Hotelgarage parken können. Wir wollen aus der anderen Garage raus, aber das Ausfahrtstor ist zu, und wir können nicht zahlen, weil das Kennzeichen nicht erkannt wird.
Verschieben es auf nächsten Tag. Wollen notfalls durch die Einfahrt ausfahren. Rufen die Servicenummer von der Garage an. Keiner da. Erst kommenden Montag. Wir wollen aber Sonntag abhauen. Das Hotel, das uns überflüssigerweise erst in diese Patrouille gebracht hat, kann auch nicht weiterhelfen. Also entscheiden wir uns tollkühn für den Ausbruch durch die Einfahrt. Weil am Freitag – Nationalfeiertag – auch das Ausfahrtstor offen ist, bleibt und das erspart und wir können regulär ausbrechen und ins andere Parkhaus einfahren. Erster Tag: Freitag, schwedischer Nationalfeiertag.
Da haben wir erstmal die Nase voll von Malmö und fahren nach Kopenhagen, direkt nebenan. Denn zum Umfang der Lidlreise gehört ein Zugticket von und nach Kopenhagen über die Öresundperücke.

Kopenhagen bei Nacht.
Die Verhältnisse in schwedischdänischen Zügen sind wie in Deutschland. Samstag früh voll. Die Leute stehen auf den Gängen. Aber nur leichte Verspätung. Kopenhagen ist wie Aachen, hier ein Tivolistadion, da ein Legomännchen. Also fahren wir wieder zurück nach Malmö.

Kopenhagen: Das Viertel Christiania wird jetzt von der Garde bewacht.
Wir haben Geld umgetauscht. Lilla Torgs Seriemagasin bietet gebrauchte Punk- und Skaplatten an. Bot. Bis 2019. Als wir hingehen, sehen wir: Der Laden ist weg, hat geschlossen. Auch der andere Plattenladen dort, nur einen Steinwurf entfernt, ist weg. Da ist noch Rundgang in Möllerwangen. Hm, lecker schwedisch essen. Abends im Smörebröd by Freda Bahnhofsrestaurant. Aber schon bei der Bahnreise lernen wir: Freda hat letztes Jahr dichtgemacht, sagen die Bahnhofswärter entschuldigend. Sie können nix dafür. Corona war wie ein Überfall. Was bleibt?

Hier die Außenansicht vom Aachener Tivoli in Kopenhagen.
Das Kaltbadehaus dagegen steht noch wie ne Eins im Wasser am Stand von Ribersborg. Da gibt es noch Räksalad und Räkmeck. Kostet nur 100 Kronen mehr als vor fünf Jahren. Die Preise im Fagans Pub sind dagegen nur um 1 bis 10 Kronen gestiegen. Das Paddy’s ist kein irischer Pub, sondern eine Ballerbude mit Dinner, Abendessen und Mainstreammusik aus Osteuropa.
Das Schwimmen am Stadtstrand von Malmö macht auch bei 14.6 Grad Wassertemperatur immer noch Spaß. Die See ist schön. Der Fanshop von Malmö FF ist noch da und hat jetzt auch eine kleine Filiale in der Innenstadt. Sehr gut auch: Die aktuellen Malmökappen haben keinen Plastik- sondern wieder einen Stoffverschluss.

Schwimmen hinter Schloss und Riegel in Malmö mit Blick auf die Öresundperücke.
Ein Besuch im Museum für Moderne Kunst lohnt sich. Ebenso die Petrikirche. Dort gibt es moderne schwedische Schiffsbaukunst zu sehen.

Als wir die Petrikirche betraten, probten gerade die Rude Kids.
In Malmö scheint immer die Sonne. Die Menschen sind am Strand oder in der Sauna. Alle fahren Rad. Schweden sind sehr gastfreundlich. Sie halten mit ihren Autos für Fußgänger und Radfahrer auch ohne Pferdestreifen an.
In Malmö beträgt der Ausländeranteil 42 Prozent. Ausländer und Flüchtlinge dürfen in großstädtischen Ghettos leben. Im Viertel Rosengard leben 85 Prozent Migranten, die Arbeitslosigkeit beträgt 60 Prozent. Dort verbrachte Fußballer Zlatan Ibrahimovic seine Jugend. Er spielte Malmö FF. Die anderen blieben da.
Der Check ergab: Sie Angaben zu schwedischen Frauen stimmen, aber sie laufen nicht nackt am Strand herum, sondern nur in der Sauna im Kaltbadestrandhaus. Kann man aber nur sehen, wenn man auf der Männerseite in die 14 Grad See springt. Sie sind sehr nett und erzählen ihre Lebensgeschichten. Schweden sind gemütliche Menschen. Einkaufen dauert sehr lange. Kassiererinnen an den wenigen Kassen im Supermarkt unterhalten sich stundenlang mit Kunden über ihre Lebenssituation. Die Schlange kringelte durch den ganzen Laden bis nach draußen. Macht nichts, Schweden sind geduldig.
Toiletten in Malmö sind neu, gut, sauber und kostenlos. Außerdem sind Toiletten gemischtgeschlechtlich. Auf den Toaletters können die Gäste Briefe schreiben. Es ist ein zivilisiertes Land.

Modell Arche in Malmö: Das Schaf hat keinen Bock, aber Tür auf.
Auf der Rückfahrt erklärte Kapitän Olli Rasmussen Nautik und Navigation. „Wir fahren nicht über Rostock zurück. Deshalb fahren wir langsam, sonst wären wir schon in sechs Stunden da. Das Schiff fährt nicht flott, weil es nicht zur Flotte gehört.“ Olli Rasmussen erklärte auch die Navigation: „Die Geschwindigkeit wird in Knoten gemessen. Während der Fahrt werden die Taue laufend verknotet. Anschließend wird gemessen, wie viele Knoten in einer Stunde gemacht werden konnten. Daraus ergibt sich die Geschwindigkeit.“ Das Schiff fuhr mit durchschnittlauch 25 Kilometern in der Stunde zurück. Die Mannschaft schaffte sogar 36 Knoten in einer Stunde.
Bei Ankunft klappt es mit der Klappe nicht. Die Ausfahrt verzögert sich um 30 Minuten, weil das Weinkontor Berner erst um 9 Uhr öffnet. Im Haven von Lübeck-Travelmünde hat das Weinkontor Berner auch am Pfingstmontag geöffnet. Man muss nur den Weg mit Pkw ohne Navi finden. Und den Raubrittern von Easypark, die weltweit unter der Regie von Donald Trump, Elon Musk, Hazil Erdohahn und Viktor Orban operieren, entkommen.
Fazit: Malmö ist die Reise wert. Man muss seit Corona lediglich einige Abstriche beim Angebot machen, obwohl der Preis bei insgesamt vier Übernachtungen, Kopenhagengutschein und Extras gegenüber 2019 fast gleich geblieben ist. Nur der leichte Betrug bei Hotel und Parkhaus nervt. Nächstes Mal vielleicht doch mit Fahrrad? Malmö ist Fahrradstadt.