Hörerpost zum Thema Ritter und Verhütung

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Burg Altona

Liebe Obstkurve, da habe ich kaum den Artikel über die Ritter auf der Suche nach dem eiligen Aal gelesen und schon muss ich auf eine eklatante Bildungslücke aufmerksam machen, und zwar in Sachen ritterlicher Verhütung. Ich hab’s nochmal genau nachrecherchiert, um nur ja nichts Falsches zu sagen. Die Sache verhielt sich tatsächlich so:

Die traditionell ritterliche Verhütungsmethode bestand aus einer Metallkappe, welche mittels Lederriemen festgezurrt wurde. Ein im Bedarfsfall relativ aufwändiges Verfahren. Über die Erfolgsquote lässt sich nur spekulieren.

Wieland der Schmied experimentierte darum mit den Restbeständen seiner Kettenhemd-Produktion und fertigte daraus Ketten-Kondome. Sie waren einfacher überzustreifen, die Damen beklagten sich allerdings. Auch müssen wir aufgrund der Grobmaschigkeit von einer geringen Verhütungsquote ausgehen, leider sind keine exakten Statistiken überliefert über Verhütungserfolge.

Nibelungen wollten ihre Hand verbergen

Die Sachlage änderte sich, als Siegfried von Xanthen bei Wieland dem Schmied eine Lehre begann. Wie wir aus dem Nibelungenlied wissen, erwies er sich dort als äußerst geschickt und lieferte sein Gesellenstück in Form eines geschmiedeten Netzes ab. Es sollte so hart sein, „dass es nicht zerreißen, aber so fein, dass du es in der Hand verbergen kannst“. So lauteten die Vorgaben seines
Lehrmeisters Wieland. Siegfried, der Streber, schaffte dies tatsächlich in mühevoller Kleinstarbeit und schmiedete, nein, trotz des Rohstoffes Eisen muss man sagen, wob, ein so feines metallenes Netz, dass „man es gegen die Sonne halten musste, um es überhaupt zu sehen, so fest, dass man es zwischen die zwei stärksten Pferde spannen konnte, und es zerriss nicht, und so groß, dass es
sämtliches Rittersgemächt der nächsten zweihundert Jahre bedecken konnte.“

Siegfried der Tarnkappenritter

Siegfried selber wusste eigentlich nicht, was anfangen mit dem Netz. Dass er es einmal beim Kampf mit dem Drachen gut brauchen würde können, ahnte er damals noch nicht. Verhütungsmäßig hatte er sich immer der Tarnkappe bedient, aber die kam weder bei den Damen gut an, noch wirkte sie zeugungshemmend. In seiner Naivität hatte Siegfried auf unsichtbaren Nachwuchs, ja sogar unsichtbare Schwangerschaften, gehofft – tatsächlich sind uns aus dem Nibelungenlied keine Nachkommen des Siegfried überliefert – , jedoch bestehen aus heutiger wissenschaftlicher Sicht massive Zweifel am kontrazeptiven Effekt einer Tarnkappe. Sämtliche mit dem Thema befasste Wissenschaftlerinnen äußern zu dieser Frage unisono ein augenrollend geseufztes „Männer.“ Eine männliche Stellungnahme zum Thema „Tarnkappenverhütung“ konnte bis dato nicht eingeholt werden.

Zurück zu Siegfrieds Lehrherrn Wieland: Dieser erbat sich „nur zum Andenken“, wie er vorgab, ein kleines Stück des feinen Eisennetzes und ließ Siegfried mit dem Rest ziehen. Und nun wird es spannend: ein erster Fall von Patentraub und Industriespionage. In mühevoller Kleinarbeit und unter Aufbietung seiner gesamten Schmiede-Expertise schaffte Wieland es, das feine Metallgewebe annähernd nachzubauen. Unter dem Pseudonym „Mime“ gründete er die Präservativ-Produktionsfirma „Mime’s Contraceptives Ltd“. (Er legte Wert auf einen englischen Firmennamen, denn bei Rittern stand damals der angelsächsische Sprach- und Kulturraum wesentlich höher im Kurs als der lateinische oder gar deutsche, was vermutlich auf die Reputation des King Arthur zurückzuführen ist.)

Gummi nach Europa eingeführt

Mit „seiner“ völlig innovativen Produktionstechnik machte Mime zu seinen Lebzeiten ein Vermögen. Die Umsatzzahlen seiner Nachfolger brachen erst im 18.Jahrhundert, mit der Einführung des Kautschuk nach Europa, ein, wonach sich bald die Bezeichnung „Gummi“ für ein Kondom etablierte anstatt wie bis dahin üblich „Kette“. Auf die Erfolgsquote des dichten, feinen, reißfesten Metallgewebes lässt sich nur indirekt schließen: Die Ritter starben aus.

Irgendwann sprach sich Mimes Reichtum bis zu Siegfried durch, der mittlerweile mit einer ehrgeizigen und neidischen Frau, Krimhild, verheiratet war. Siegfried selber wäre es ja wurscht gewesen, er gönnte jedem seinen Erfolg, auch wenn er mit fremder Hilfe zustande gekommen war. Doch Krimhild gab keine Ruhe, und so sprach Siegfried eines Tages in Mimes Büro vor in Sachen Patent- und Urheberrecht. Mein Gott, Siegfried, kann man da nur sagen: Seiner arglosen Natur gemäß verließ er sich auf Mimes Gesülze von wegen „He, ich bin’s doch nur, dein alter Freund Wieland, und selbstverständlich trete ich dir einen 49%igen Firmenanteil
ab, wie er dir zusteht, ich lasse gleich morgen die Verträge ausfertigen …“. Dann wandte sich Wieland alias Mime an Siegfrieds Erzrivalen Hagen als Aufragskiller. Der Rest ist Geschichte, Tatort Worms. So war es.

Sabine aus Innsbruck

Anmerkung der Redaktion:

Ritter starben keinesfalls aus, wie wir selbst auf Burg Altona eigenhändig überprüft haben. Außerdem ist die Zuschrift viel zu lang, so dass wir sie keinesfalls veröffentlichen können.

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