Jede sechste Retoure geht zurück

Voll prime. Retouren über Retouren. Jeder retourniert praktisch, was er will.

Werne. (OK) Die Expertin schlägt Alarm: „Jede sechste Retoure wird zurückgeschickt.“ Das ist der Gigagau. Aber was bedeutet das genau? Gigastau.

Die Zahlen sind katastrophal. Die Fernuni Rejkjavik unter der Leitung von Frau Professor Claudia Scholz hat für Obstkurve errechnet: 2018 wurden 280 Millionen Pakete mit 487 Millionen Artikeln wieder an die Kunden zurückgeschickt.

Falsche Farbabweichung oder Größe zu dick – schon wird die Ware zurückgeschickt. Obstkurve hat die Wissenschaftler hinterfragt, was mit den Retouren passiert und hinter die Kulissen eines der größten Retouren-Zentren Europas geguckt. Es befindet sich im Verkehrsministerium Berlin.

Retouren gehen Retour

Jede sechste Retoure schicken Onlinehändler zurück, das haben Wirtschaftswissenschaftler der Universität Bamberg ermittelt. Ökonomisch und ökologisch macht das Sinn – aber praktisch ist es! Beim WDR 5 Tischgespräch kam ans Licht:

Im vergangenen Jahr wurden 280 Millionen Pakete und 487 Millionen Artikel an die Kunden zurückgeschickt. Mal sechs bedeutet: Insgesamt gab es 1680 Millionen Retouren, welche die Kunden an die Händler zurückgeschickt hatten. Aber kein Mensch weiß mehr genau, wie viele Pakete die unterbezahltesten Paketbotensklaven an die Kunden ausgeliefert haben. Wissenschaftler beziffern die Quote auf 2,8 Billionen. Erst jetzt haben die leidgeprüften Onlinehändler am Amazonas und in Zypern keinen Bock mehr: „Wenn die Kunden denken, sie könnten die ollen Klamotten einfach zurückschicken, haben sie die Rechnung ohne den Gastwirt gemacht.“ Er heißt Fritz.

Es geht ans Eingemachte. 2,5 Millionen Einweckgläser wurden schon verpackt. Die Onlinehändler schicken die krummen Retouren der Kunden wieder Retour. Die Kunden behalten fünf von sechs. Das ist zuviel. Retour für Retour, eine Retour. Ein kontinuierliches hin und her. Dauerstau im Schleusenpark Soltau.

Bei Kleidung und Schuhen geht sogar fast die Hälfte der Pakete zurück an den Absender. Das bedeutet Rekord. Ein retournierter Artikel verursacht Kosten in Höhe von rund elf Euro, eine Retourensendung mit mehreren Artikeln gar fast 20 Euro. Die Gesamtkosten schätzen die Wirtschaftswissenschaftler auf 5,46 Milliarden Euro. Die Wirtschaft boomt. Derzeit weiß keiner mehr, wer ursprünglich der Absender ist.

Retouren lieben 238.000 Tonnen

Auch die Umwelt leidet, denn die Retouren belasten das Klima. 238.000 Tonnen CO2 im vergangenen Jahr, so viel wie täglich 2.200 Autofahrten von Hamburg nach Moskau. Aber das ist noch gar nix.

Die Rücksendung wird den Händlern in Deutschland leicht gemacht. Oft ist sie kostenlos, und die Waren müssen nicht schon beim Empfang bezahlt werden, was in anderen europäischen Ländern häufig der Fall ist. Außer in Wuppertal.

Wie halten Sie es mit dem Onlineschoppen? Was kaufen Sie und wann senden Sie wieder zurück? Ein Glas Wein oder einen Äppelwoi? Gestern oder vor Erhalt der Sendung? Halten Sie es für richtig, dass online gekaufte Waren kostenlos zurückgesandt werden können, oder könnten Sie sich da auch strengere Regeln vorstellen? Vermissen Sie womöglich bei Ihrem Händler vor Ort die Kulanz die der Online-Handel Ihnen verbietet?

Der Verkehrsminister Andreas Schleuser empfiehlt: „Bleiben sie gelassen. Alle Retouren gehen permanent wieder Retour. Das ist ein nachhaltiger Kreislauf.“ Er hat ein neues Programm entwickelt, mit dem Rettungsboote die Retouren über das Mittelmeer nach Libyen schippern und dort entsorgen. Ökologisch. „Die Schiffe sind schwimmende E-Scooter“, sagt der Retourenminister im Schleusenpark Soltau.

Share Button