Gorleben. (OK) Die Staatsanwaltschaft organisiert ihre Maßnahmen gegen Landkommunen von Grund auf neu. Demnach haben es Land- und Stadtkommunen künftig immer mit ein und demselben Staatsanwalt zu tun, auch wenn er in Urlaub ist. Durch das Prinzip der Abwechslung bei der modernen Strafverfolgung waren zahlreiche Verfahren im Sande verlaufen. Hier will man anknüpfen. Nun haben Beschuldigte auf ein Mal die Chance, ihre Strafverfolger außerhalb des Büros, im Feriendomizil kennenzulernen.
Für mutmaßliche Straftäter bedeutet das konkret: Eine vom Staat finanzierte Urlaubsreise mit Betreuung. Zwei Polizisten fliegen mit, egal ob nach Malljorca, Hawaii oder Teneriffaa. Auch dort gehört der Sand ins Getriebe. Der Plan garantiert langfristiges Arbeiten und neue Visionen: „So verändert sich das Bild. Der unbarmherzige Staatsanwalt plötzlich in Pantoffeln und Bermuda-Shorts.“ Das neue Konzept beinhaltet sogar die Einrichtung von „Dezernaten“.
Auch anders herum soll das neue Prinzip gnadenlos gut funktionieren: „Wir werden sehen, ob wir uns bei laufenden Ermittlungen nicht ab und zu mal auf einer Landkommune einquartieren. Dann können wir in aller Ruhe und ganz gründlich suchen lassen und uns selbst vor Ort ein Bild machen“, erklärt die Begleitende Oberste Staatsanwältin (LOstA’in) Susi Sorglos, Leiterin des Sonderdezernats Kommunalität. Ihre Kamera hat sie immer dabei. Die Ermittler machen dann entweder Urlaub auf dem Lande, oder sie quartieren sich im Dienst dort ein, wenn die Bewohner gerade Urlaub machen. „Dann können wir so richtig die Sau rauslassen“, sagt Susi Sorglos. In der Nähe eines Bauernhofes bei Gorleben kam es schon zu schweren Unfällen, nachdem bedröhnte Staatsanwälte alle Schweine freigelassen hatten. Daraufhin gründete sich vor Ort sofort die neue Bürgerinitiative „Schweine auf die Autobahn“.
Kampf dem Kondensprinzip
Der Staatsanwaltschaft ist insbesondere das Kondensprinzip der Kommunarden ein Dorn im Auge: „Der sticht so heftig. Wir müssen was tun“, sagt sie. Durch kondensiertes Marihuana geraten Trecker fahrende Kommunisten äußerst durcheinander. Exzesse sind oft zu beobachten. Konkreter Anlass für die konzentrierte Aktion der Behörde waren Vorkommnisse in jüngerer und jüngster Zeit auf der Landkommune 3 an der Soester Börde: Hier hatten bekiffte Landkommunenbewohner mit ihren Bulldoggs rücksichtslos Tabula Raser mit umliegenden Verkehrsschildern gemacht (Bild):
Da sie nicht nur friedliebende Verkehrsschilder umfahren, sondern sogar eigene Wiesen zerpflügen, um Salatgut zu verstreuen, schreitet die Staatsanwaltschaft jetzt ein. „Viel zu spät“, meint ein naheliegender Anwohner. Susi Sorglos hat jetzt die Kommunalpolizei mit den Ermittlungen beauftragt. Immerhin.