Schwerte. (OK) Wie aus geheimen Berichten interner Kreise durchsickerte, fesselte ein Fahrgast einen Freund, den er zufällig im Zug traf, mit Handschellen. Es sickerte durch, weil das Datensicherungssystem ein Loch hat.
Der 33jährige Fahrgast hatte im Internet Handschellen gekauft. Die nahm er mit auf die Reise von Köln nach Kassel. Sein Plan war, die Handschellen im Zug auszuprobieren. Dazu wollte er irgendeinen Mitreisenden auswählen. Ein Gewinnspiel sollte den Sieger ermitteln. Er wusste aber noch nicht welches. Doch dann kam ihm die zündende Idee.
Zufällig traf er im Zug einen alten Freund (55, Alter anonymisiert). Diesen fesselte er aus Spaß mit den Handschellen am Gepäcknetz. So stand der Freund von Solingen bis Schwerte. Der Schaffner kam und wollte die Fahrkarten entwerten. Der Freund wollte den Fahrschein aus der Geldbörse zücken, doch als er sich bewegte, zogen sich die Metallfesseln durch einen extra für Bahnreisen entwickelten Spezialmechanismus so fest zu, dass der Gefesselte vor Schmerz ziemlich schreien musste. Mitreistende wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Die Handschellen zogen sich fest um die Handgelenke zusammen. Die Blutzufuhr in die Hände wurde unterbrochen. Kreislaufkollaps drohte. Der Fahrgast hatte natürlich keinen Schlüssel für die Handschellen dabei. Der Zugbegleiter hatte kein Werkzeug. Also telefonierte er. Er rief Polizei, Feuerwehr und Schlüsseldienst zu Hilfe. In Schwerte stürmte ein Sondereinsatzkommando der GSG 9 den Zug, begleitet von Feuerwehr, Notarzt und Schlüsseldienst. Aber der Freund hing fest.
Erst ein Beamter der Polizeiwache Schwerte erlöste alle Fahrgäste, den Schaffner und den Freund: Der Spezialist verfügt über einen besonders großen Schlüsselbund mit Schlüsseln für alle bekannt gewordenen Handschellenmodelle, auch für die rostige Acht. Der Schlüsselbund umfasst 365 Schüssel, für jeden Tag einen. Der Spezialist fand den richtigen Schlüssel mit dem geschulten Blick. Er öffnete die Handschellen, indem er den Schlüssel ins Schloss steckte und in die richtige Richtung drehte. Es machte Klick, und die Handschellen sprangen mit einem gewaltigen Ruck auf.
Die Feuerwehr konnte ihren Bolzenschneider wieder einpacken. Auch der Schlüsseldienst durfte nicht ran. Zur Freude für die Beteiligten. Wegen der Kosten.
Der Gefesselte freute sich, der Fahrgast war erleichtert. Der Schaffner bedankte sich bei Polizei und Feuerwehr. Sogar die anderen Fahrgäste waren glücklich. Nach kurzer Wartezeit konnte der Zug seine Fahrt betriebsbedingt fortsetzen.