Dortmund/Birmingham. (OK) „Rückt den Hintern ins rechte Licht“ schreibt eine lokale Heimatzeitung in diesen Tagen auf ihrer Titelseite. Anlass für die obstskure Überschrift sei ein neuer Trend, nämlich der „Belfie“. „Belfie“ setzt sich zusammen aus „butt“ für Hintern und „Selfie“. Wenn man bisher nichts zu tun hatte oder nichts mit seinem Leben anfangen konnte, machte man „Selfies“ und stellte diese sofort ins Netz. Heute muss es schon ein wenig mehr sein, es muss tiefer liegen. Lady Gaga und Kim Kardashian hätten ihre Hinterteile schon in die Linse gerückt, berichtet die Heimatzeitung. Und das 2015.
Absoluter Vorreiter auf diesem Gebiet und seiner Zeit weit voraus war der große britische Künstler Captain Sensible. Für die Obstkurve Grund genug, diesen ewig jungen Komiker und Musiker zu würdigen. Aktuell tourt er mit seiner Gruppe „The Damned“, die uns Hits wie „New Rose“, „Help“ (das später die Beatles coverten) und „Love Song“ geschenkt haben.
Im Blick zurück geht es heute um ein denkwürdiges Konzert, beim dem der Popstar seinen Hintern in den 1990er Jahren im Dortmunder Musikzirkus ins rechte Licht hielt. Unklar ist heute, ob er die Ruhrmetrople im Oktober 1993 oder im Oktober 1994 besuchte. Dazu liegen unterschiedliche Informationen vor. Fotos belegen auf jeden Fall seine Anwesenheit.
Captain Sensible hat Sinn für Humor und unterhält sein Publikum mit Musik und Comedy bestens. Er isst gerne Gemüse und lässt beim Gitarrespiel schon mal die Hosen runter. Der Captain beherrscht die Posen des Rockstars.
Berühmt wurde er mit den Hits „Happy Talk“ und „Wot!?“. Er war zunächst Bassist bei „The Damned“, einer der ersten Londoner Punkbands, auch die bekannt für schwarzen Humor und Selbstironie. Vorher hatte er bei der legendären Band „Johnny Moped“ Bass gespielt. Später stieg er auf die Gitarre um.
Im Musikzirkus Dortmund präsentierte er 30-40 amüsierten Zuschauern schnellen Pop-Punk, Hits und Oldies wie „Jet Boy, Jet Girl“, „Smash it up“, alte Damned-Stücke, eine Punkversion von „Happy Talk“, „Looking at you“ von „MC 5“, den Hendrix-Klassiker „Hey Joe“ und als Zugabe „Anarchy in the UK“. Zur Band gehörte Paul Gray, Ex-Bassist von Eddie and the Hot Rods“ und The Damned. Captain Sensible spielt perfekt Bass, Gitarre und Keyboard. Vor allem aber beherrscht er das Showbusiness.
Einem Zuschauer überreichte er feierlich eine Zehnerpackung tiefgekühlte Fischstäbchen.
Zur Auflockerung eines psychedelischen Stücks vom Konzeptalbum „The Universe of Geoffrey Brown“, ließ er während (!) des Songs spektakulär die Hosen runter und rückte seinen Hintern ins rechte Licht. Zitat: „I’m an alien.“ Bei „Wot!?“ legte er einen Striptease hin. Danach spielte er in Unterhose weiter.
Zitate aus seinem Kabarettprogramm: „I don’t like George Clinton or whatever his name is.“ Sein Fazit: “Ich bin blöd. Gründet selbst eine Band. Alles ist besser als Phil Collins.” Das Publikum hatte viel Spaß. Die Zuschauer waren begeistert und spendeten minutenlangen Applaus – stehende Ovationen für eines der besten Konzerte in den 1990er Jahren.
Obstkurve bleibt am Thema „Rückt den Hintern ins rechte Licht“ dran. In Kürze folgt im Blick zurück ein Rückblick auf eine fantastische Misswahl in den 1990er Jahren.