Eisenbahn schneller als Uhren

Münster. (OK) Züge schneller als der Fahrplan? Obstkurve hatte 2014 und 2015 als erstes Nachrichtenmagazin weltweit über die Uhrenaktion der Bahn berichtet.

Die Bahn hatte ihre Uhren durchgestrichen, aber zum Teil beleuchtet. Sinn der Aktion: Die Kunden sollten nicht merken, dass der Zug Verspätung hat, wenn der Zug Verspätung hat.

Heute sind die Uhren weg, weil die Kunden es trotzdem gemerkt haben, wenn der Zug zu spät kam, auch wenn Uhren durchgestrichen waren.

Uhren wurden verklebt, damit Kunden nicht auf die Gleise fallen, wenn sie auf die Uhr gucken.

Heute ist alles anders. Bloß wie? Obstkurve hat es getestet. Im Selbstversuch von Unna nach Münster einen Tag vor Sturm. Mittwoch, 20.10.2021. Geplante Abfahrt vor Ort: 8.44 Uhr.

Ankunft auf Gleis 1. Die Lage ist gut. Die Äpp kündigt nur fünf Minuten Verspätung an, dann 12 Minuten, 15 Minuten, 21 Minuten, 27 Minuten, 31 Minuten.

Dann, es ist 45 Minuten Verspätung nach Abfahrt, bleibt die Äpp hartnäckig bei 31 Minuten Verspätung, aber bei Ankunft in Münster nur zehn MInuten Verspätung. In Worten 10 Minuten. Wie geht das? Die Äpp sagt: Die Fahrtzeit nach Münster beträgt nur 17 Minuten. „Der Lokführer muss sich halt ein wenig sputen.“

Die Bahn kommt, wenn sie kommt, an.

Die Kunden sind zufrieden. Obwohl der Zug 50 Minuten Verspätung hat, kommt er fast pünktlich in Münster an. Die Bahn ist super.

Doch dann fällt der 8.44 Uhr-Zug heraus. Er verschwindet einfach. Macht nichts. Der 9.44-Zug kommt ja gleich.

Es ist 9.44 Uhr. Durchsage: Der Zug hat 20 Minuten Verspätung. Ach so. Die Uhr läuft. Es ist kein Sturm. Wo sind all die Züge hin?

Mit dem Taxi auf die Insel

Die Frau neben an sagt: „Ich wohne auf Norderney. Wenn ich die letzte Fähre um 18 Uhr nicht bekomme, zahlt die Bahn ein Taxi nach Hause. Was das kostet.“ Und ich will nur nach Münster. Pech gehabt.

Es ist 10.05. Dann kommt plötzlich und unerwartet der 8.44 Uhr-Zug an. Er fährt nach Münster. Wenn er dort nur 10 Minuten Verspätung hat, ist er schon um 9.32 Uhr in Münster, obwohl es schon 10.05 Uhr ist. Wahnsinn. Wie schafft die Bahn das nur. Eine Fahrzeit von 17 Minuten hilft. Normal sind es 37 Minuten, und das ist schon verdammt schnell. So würden die Kunden nicht merken, was einen Tag später bei Sturm passiert.

Aber es ist ja nicht die Bahn, sondern der britische National Express. Wer hat an der Uhr gedreht?

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