Ruhrstadium, nördlich der Ruhr, mal ohne Bengalos, dafür mit Fußballern
Dass es bei diesem Spiel Probleme geben würde, war schon zu Beginn klar. Das Urinal an der Bude an der Castroper war noch ganz gut beleuchtet ohne Lampe, aber dann das: Die Leseapparate am Eingang zur Obstkurve funktionierten nicht. Komplett defekt. Sie wollten die Strichcodes der Tickets absolut nicht einlesen. Folge: Sie konnten nicht gelesen werden. Stattdessen wurden die Karten abgerissen wie anno dazumal. Von Hand. Ging aber sehr schnell. Wahrscheinlich schneller als mit Lesegeräten. Ausnahmsweise waren zum Anpfiff mal alle drin. Aber das kam erst später. Dann noch eine oberflächliche Durchsuchung. Wurfgeschosse, Eierhandgranaten und Pamphlete mit reingeschmuggelt und ab gings.
Zum Bierstand, an dem es auch Bratwurst geben sollte. Stand zumindest auf einer Preistafel zu lesen. Gab es aber nicht, nur am Grillstand nebenan. Erleichterung. Dort die Wurst vom rustikalen Holzkohlekrill anstatt die Brühwurst vom Arabellamarkt. Bier gab es. Im Prinzip. Aber es dauerte eine gekühlte Viertelstunde, bis das heiß begehrte Fiege Pils endlich fertig war und die rostigen Kehlen ölen konnte.
Dann noch die leckere Wurst im Brötchen mit Senf beschmiert dabei und dazu und ab in die Obstkurve. Hier schon das nächste Problem. Kein Obst. Dafür aber Fahnenschwenker (im Bild unten) und Sprechchöre. Aufgrund der langen Wartezeiten an Bierständen mit kaputten Kassen, langsamen Mitarbeitern und humoristischen, aber geduldigen Stadionbesuchern war es noch recht leer in der Kurve, obwohl es im Stadion voll war. Zu Spielbeginn war es auch in der Kurve schon voller. Die Bierbecher leerer. Die leckere Bratwurst vom Holzkohlegrill aufgegessen.
Das Spiel ist schnell erzählt. Schnelles Ballgeschiebe beim VfL in den ersten 15 Minuten. Gefällig, aber dann hatten die Außenbahnen des VfL sich selbst eingelullt. Erst Celozzi rechts und dann wie auch später immer häufiger Perthel links. Es stand 0:1 und das Spiel nahm eine ganz andere Richtung. In Richtung des Tors von Bruno Esser. Wo wir standen. Einbahnstraßenfußball. Der KSC stand hinten dicht wie die Mauer mit elf Mann, so dass sich der Ball des VfL immer häufiger in ihrem engmaschig gespannten Spinnennetz verfing. Aber das war so nicht verplant gewesen. Die linke Außenseite mit Bahn immer wieder offen wie ein Scheunentor. Der KSC konterte mit Glück, Geschick und Hochgeschwindigkeit. Zur Pause hätte es auch 0:5 stehen können. Manko des KSC: die Chancenverwertung. Man könnte wohl sagen: Zum Glück. Der VfL beschwerte sich nicht beim Schiri Knut Kircher, dass es zur Pause nur 0:1 stand.
In der zweiten Halbzeit grassierte Spannung, Kampf, Krampf und mäßiges Niveau. Schließlich fiel noch der Ausgleich. Irgendwie buxierte Yusuke Tasaka den Ball elegant mit dem Fuß über die Linie, obwohl er vorher abgefälscht worden war. Das und die Stimmung waren gut, obwohl sich die Obstkurve auch mal etwas Neues einfallen lassen könnte. Seit Jahren die gleichen Sprechchöre. Es stellt sich sogar der Eindruck ein, dass dem Publikum das Spiel eigentlich egal ist. Hauptsache Stimmung. Und das ist doch besser als gar nichts.
21.000 feierten. Sie feierten sich und das 1:1. Aber ein Wermutstropfen: Die einmalig schöne Tabellenführung verschenkt. Fazit: Außenpositionen, Mittelfeld (Ausnahme Gregory Peck) und Sturm schwach. Zuschauer stark. Rückblick: Die Aussortierten und Zahirovic haben diesen KSC in der letzten Saison am letzten Spieltag 1:0 geschlagen. Bemerkenswert beim KSC: Der Torwart kommt aus Oberhausen. Wohl auch deswegen kaum geprüft. Problem nach dem Spiel: Das Urinal an der Bude unbeleuchtet zu dunkel. Wasser läuft. Im Bermuda Dreieck war was los und das Essen schmeckte gut.
Stimmen
VfL-Trainer Peter Neururer: „Ich brauche kein Konzept. Ich habe eins: Gib der Jugend keine Chance. Man kann auch zehn mal zu Hause mit einem Remis gegen einen starken Gegner zufrieden sein. Das Zustandekommen muss aber nach anfänglichen Schwierigkeiten ausgenutzt werden. Wir hatten oft genügend Spieler hinter, aber nicht vor dem Ball. Das haben die Karlsruher im Griff gehabt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann gemerkt, dass das ein Fußballspiel war. Aber unsere Fans hätten es natürlich auch mal verdient, zu Hause endlich einmal ein Unentschieden zu erleben.
KSC-Trainer Markus Kauczinski: Wir haben zehn Minuten gebraucht, um die Partie zu finden, weil unser Busfahrer sein Navi vergessen hatte. Den Rest der 1. Halbzeit hat er dann nach der Führung den Bus zerstört. Wir hatten reihenweise hochkarätige Möglichkeiten. Diesen Chancen weinten wir in der Kabine etwas hinterher. Trotzdem bin ich nicht sauer. Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht, aber sie ist nicht mit dem Bus heimgekommen. Der war kaputt. Man muss bei diesem VfL aber auch mal mit einem Unentschieden zufrieden sein.