Dreibrücken (ekg) Schon 1828 tötete ein Pfarrer seine Frau, titelte die Westfälische Rundschau am 9. Februar 1998. Während es die Westfälische Rundschau jedoch gar nicht mehr gibt, wirken Pfarrer noch heute.
Obwohl, so ganz stimmt es nicht. Der Titel „Westfälische Rundschau“ existiert noch immer, aber er ist nur noch eine Hülle für ein Produkt aus dem Haus Funkel-Truppe, früher WAZ-Konzern, um alle Lokalredaktionen entleert.
Ein sogenanntes „Newsdesk“ in Essen oder Berlin produziert Zeitungen, die unter verschiedenen Deckmänteln in der EU erscheinen. Im Kreis Unna hat sogar der Hellweger Anzeiger die Westfälische Rundschau gekauft, gibt sie unter diesem Titel mit abgespeckten Lokalteilen aus dem eigenen Haus und dem fremproduzierten „Mantelteil“ heraus.
Aber zurück zum eigentlich Thema: Pfarrer als Mörder. 1998 war nämlich der Beienroder Pastor Klaus Geyer in Braunschweig wegen Mordes an seiner Gattin angeklagt. Pfundige Journalisten fanden jedoch heraus, dass er gar nicht der erste Pfarrer war, der wegen eines solchen Deliktes beschuldigt wurde.
1828 hatte ein Pfarrer in Wilgartswiesen seine Frau erstochen. Heinrich Guth wurde verurteilt. Der zierliche Geistliche hatte jedoch in Notwehr gehandelt. Seine Frau hatte den trunksüchtigen Mann zuvor durch Schläge und Mißhandlungen gefoltert. Ein Missbrauchsprozess wurde ihr nicht gemacht.
Pfarrersgattinnenmorde als Tradition?
Bahnbrechend war 1998 die Erkenntnis, dass Geyer nicht er erste Pfarrer war, der wegen Mordes an seiner Frau angeklagt wurde. Obstkurve enthüllte jedoch, dass auch andere Berufsgruppen gemordet hatten. Butler oder Gärtner beispielsweise.
Die Fernuni Rejkjavik hatte erforscht, dass Butler oder Gärtner ergiebiger sind als Pfarrer. Dachdecker dagegen blieben Spekulation. Klempner machten nicht mit. Während der Täterpfarrer von 1828 verurteilt worden war, stand Geyer zurzeit der Berichterstattung 1998 allerdings nur unter Anklage und damit unter der Unschuldsvermutung. Dennoch setzte der Pressedienst der EKG ihn mit dem verurteilten Mordveteran gleich.
Butler und Gärtner ergiebiger als Pfarrer
Tatsächlich wurde Geyer später in einem Aufsehen erregenden Indizienprozess wegen Totschlags verurteilt. Schuld daran waren Ameisen (OK berichtete). Die KTU hatte zwei Ameisen gefunden, eine an der Bluse der Leiche, eine an Geyers Gummistiefeln.
Entscheidend war: Die Ameisen gehörten zum Stamm der Glänzendschwarzen Holzameise, wie sie nach Erkenntnissen der Görlitzer Ameisenuni weltweit nur am Tatort vorkam. So konnten Täter aus Nordamerika, Australien und Afrika ausgeschlossen werden, wo es ebenfalls Pfarrer gibt.
Die Tatwaffe wurde nie gefunden. Geyer hatte die Tat immer abgestriten. Er starb 2002, ein Jahr nach seiner vorzeitigen Haftentlassung.