Bochum. (OK) Die schönste Stadt der Welt zeigt mittlerweile auch den schönsten Fußball. Und dann auch noch die beste Bratwurst in den herrlichsten Tüten, sogar ansatzweise gegrillt. Da ist beste Fußballunterhaltung garantiert.
Selbst der neutrale Betrachter kommt im Bochumer Ruhrstadion aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das 4:1 des grandiosen VfL gegen irritierte Heidenheimer zeigte: Freitag der 13. ist eben doch ein Glückstag. Und das Spiel erinnerte an die Glanzzeiten des Vereins mit dem legendären Tiger oder Klaus Toppmöller.
Unter dem Trainer Gertjan Verbeek gehören Spiele mit sinnlosem Gepöle mit weiten Bällen ins Niemandsland der Vergangenheit an. Stattdessen präsentierten die Filigrantechniker Hochgeschwindigkeitsfußball pur. Man fühlt sich an die Formel 1 erinnert. Schon die Namen: Celozzi und Terrazino – und sie spielen auch wie Ferraris.
Feine Kombinationen aus dem Lehrbuch, Tore fast wie am Fließband. Schon nach nur 20 Minuten lief es den Heidenheimern – wie zuvor schon den Braunschweigern, aber auch den Frankfurtern – dünn aus der Hose. Selbst bei kaltem Wetter wird dem Zuschauer warm ums Herz. Dabei braucht er keinen Wermutstropfen, derer es drei kleine gab.
Bei diesem Spiel mussten die blau-weißen Ballartisten nur in einigen Szenen gegen 12 Mann spielen. Dann aber richtig: Der Schiri gab nach einem Foul von Danny Latza im eigenen Strafroum, das jedoch in klarer Abseitsposition begangen worden war, Elfmeter. Aus dem Nichts waren die Heidenheimer wieder im Spiel, mit dem sie eigentlich nichts zu tun hatten. Zuvor hatten sie in einer wilden Szene vergeblich versucht, den Mann mit tausend Händen zu attackieren, geschweige den zu überwinden: Der große Bruno Esser hielt alles, nur den völlig überzogenen Elfer nicht. Ende der ersten Hälfte hatten die Bochumer eine kleine Auszeit genommen, aber nur um die Heidenheimer einzuschläfern. Das Konzept ging auf. In der zweiten Hälfte ging es dann richtig ab.
Die Bochumer spielten in Richtung Gästekurve, die mittlerweile auch eine Heimkurve ist. Die Gästefans waren an wenigen Händen abzuzählen. Einen Elfer für Bochum verschoss Westfalenbomber Simon Torodde. Sonst hätte es verdientermaßen 5:1 gestanden, während die Gäste sich auch über ein 6:1 oder gar 7:1 nicht hätten beschweren können. Taten sie aber nicht. Sie bewunderten Bochumer Kabinettstückchen und konnten angesichts der hohen Spielkultur nur noch schnattern. Im zweiten Durchgang versuchten sie mit Hilfe von mehr Körpereinsatz gegenzuhalten. Auch das nützte nix. Die Bochumer waren einfach schneller. Da standen elf 11-Sekunden-Läufer auf dem Platz, deren bester Freund der runde Ball ist.
Knapp 15.000 Zuschauer waren natürlich viel zu wenig für dieses Superspiel, das mindestens 18.536 verdient gehabt hätte. Man fragt sich, was diese Zuckertruppe noch bieten muss, um mehr Leute anzulocken. Jeder, der nicht dabei war, hat einen wunderbaren Fußballabend verpatzt. Ja, der VfL ist eben etwas für Genießer.
Ob der vom Vorgänger Neururer angepeilte Remis-Weltrekord so erreicht werden kann, das steht hingegen in den Sternen unter dem Mond von Wanne-Eickel.