Bahn: „vorne ist im Prinzip hinten“

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Vorne: Richtige Uhrzeit, Klebeband ab. Wo ist es? Keiner fällt aufs Gleis?

Zug. (OK) Die Redaktion kam gerade vom Einsatz bei der EM in Island zurück, dann das: Die Bahn setzt die 4. Stufe ihrer Uhrenoffensive für Unpünktlichkeit um. Deshalb wird diese Geschichte trotz Sommerpause veröffentlicht, weil obwohl eigentlich in der Sommerpause wie im Fernsehen drei Monate lang keine aktuellen Geschichten veröffentlicht werden, sondern immer nur Lückenfüller mit Feder. Aber dieses Mal ging es einfach nicht anders. Also denn:

Obstkurve hatte bereits mehrfach über die rasante Entwicklung berichtet. Die Ereignisse überschlagen sich. Stufe 1: Kaputte Uhren wurden durchgestrichen, hatten aber Beleuchtung.

In Stufe 2 wurden Uhren repariert, blieben aber durchgestrichen. Waren trotzdem heile.

In der 3. Stufe dann der Knaller. Reparierte Uhren waren im Dunkeln unbeleuchtet, konnten aber durchgestrichen sein.

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Zwischenzeitlich sprang das tückische Bahnvirus auf die Persiluhr in Lünen über. Sie war einfach hin. Jetzt hat die Bahn Alarmstufe 4 erreicht. Sie ist auf die Idee gekommen, das „vorne und hinten Prinzip“ einzubeziehen. Besser gesagt: In den Dienstbetrieb einzuführen.

„Wir machen jetzt vollen Fahrzeitausgleich bei Unpünktlichkeit“, sagte gegen 13.37 oder 21.50 Uhr Bahnsprecher Knut Knopf, genannt Der Lokomotivführer.

Wie Obstkurve explosiv erfuhr, hat die Bahn Uhren, die wieder funktionierten, entklebt, das heißt: Sie sind nicht mehr durchgestrichen. Damit das aber nicht ohne jegliche Genialität bleibt, gilt ab sofort das „vorne oder hinten-Prinzip“. Das bedeutet: Die vordere oder die hintere Uhr ist kaputt. Eine geht richtig, aber beide sind nicht durchgestrichen.

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Hinten um 18.23. Falsche Uhrzeit ohne Beleuchtung und Klebeband. Genial.

So können Fahrgäste der Bahn einfach überhaupt nicht mehr auf die Schliche kommen. Wie Obstkurve enthüllt hatte, wollte die Bahn durch kaputte Uhren im ersten Schritt Fahrgäste einlullen. „Sie merken nicht, wenn der Zug zu spät kommt, weil die Uhr nicht geht“, sagt Knut Knopf. Weil das aber auffiel, ließ sich die Bahn jetzt etwas anderes einfallen.

„Wenn die vordere Uhr richtig tickt, die hintere aber nicht, weiß der Fahrgast ja nicht, wie viel Uhr es ist“,sagt Knut Knopf. So könnten Verspätungen kaschiert und hinterher restlos unter den Teppich gekehrt werden. „Ist der Zuggast erst ausgestiegen, kann er sich eine Uhrzeit aussuchen.“ Freie Wahl bei der Bahn, heißt es. Bald spielen Fahrpläne und lästige Uhrzeiten überhaupt keine Rolle mehr. Uhren gehen wie es ihnen gerade tickt, Lokführer kommen und gehen. Bei National Express arbeiten Leiharbeiter als Fahrkartenkontrolleure.

Das ursprüngliche zweite Ziel der Bahn war, das Hinunterfallen der Fahrgäste auf die blanken Geleise zu verhinden, indem man die kaputte Uhr durchstrich und dadurch zur Ungültigkeit abstempelte. „Das gilt nicht mehr. Unfälle haben nicht mehr die allererste Pilorität“, sagte der Sprecher gegenüber Obstkurve. Schon jetzt seien die Kunden sehr zufrieden mit dem neuen Service, der immer gut funktioniere. Selbst bei Verhinderung von Zeitabgleich. Und jetzt wird auch noch die Bahn- und Navi-Äpp destabilisiert.

 

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