Dortmund. (OKB) Alle sind auf den Spuren des Klimawandels. Brandstiftung, Waldbrände, Dürre, Trockenheit, Ernteausfall und SUV. Städte rufen den Klimanotstand aus. Sie bauen Stände auf, aus der Not geboren, und informieren dort, warum der SUV Fahrer auch direkt im Rathaus parken darf, oder warum Radwege dort gebaut werden, wo schon Straße ist.
Beim Kampf gegen Klimaschänder soll die Bahn eine wichtige Rolle spielen. Alle wollen jetzt mit der Bahn fahren. Aber wie geht das? Obstkurve ist der Bahn auf der Spur und testet es für die Leser.
Erstes Ziel: Spiekeroog. Riesenvorteil: Kein Flughafen. Test: Anreise per Bahn. Aber ein Stückchen mit dem Schiff. Das macht spaß.
Obstkurve hat gecheckt: Die Fährpassage ab Anleger Neuharlingersiel kostet pro Person hin und zurück 28,60 Euro, wenn man direkt beim Fährbetrieb bucht.
Muss die Redaktion nur noch mit der Bahn von Dortmund nach Neuharlingersiel fahren. Kosten: Mit Bahncard 37,25 Euro (IC über Norden). Hin und zurück 68,40 Euro. Ohne Bahncard einfach 74,50 €, Rückfahrkarte 152 €. Alle Preise pro Person ohne Verpflegung.
Der Clou ist aber: Die Bahn verkauft auch das Ticket für die ganze Fahrt ab Dortmund nach Spiekeroog, also mit Fähre drin im Paket.
Fährtickets der Bahn teurer als vom Reeder, aber nur mit Bahncard
Das kostet mit Bahncard einfach 68,40 €, Rückfahrkarte 131,50 Euro. Ohne Bahncard von Dortmund einfach nach Spiekeroog im IC 100 Euro, hin und zurück 180 Euro.
Zum Vergleich: Koof ick die Fährpassage ohnline bei der Spiekeroog Gmbh, zahl ick 28,60 Euro. Wenn ich aber die Fährpassage bei der Bahn mit Bahncard zukaufe, kostet das Ticket mit Fähre 55,50 Euro mehr. Ohne Bahncard sind es nur 28 Euro mehr, also praktisch genau so teuer wie das Ticket vom Reeder.
Besitze ich also eine Bahncard, kostet die Schiffspassage der Bahn von Neuharlingersiel nach Spiekeroog nur 26,90 Euro mehr als von Spiekeroog.de. Das ist das Doppelte. Habe ich aber keine Bahncard, zahle ich nicht unbedingt mehr, je nach dem von wo ich abreise. Hier ist das Ticket so schon teuer genug. Da verzichtet die Bahn auf den Zuschlag.
Teurer geht auch mit ohne Bahncard
Anders geht es ab Unna: Die Rückfahrkarte nach Neuharlingersiel ohne Bahncard kostet 137,80, nach Spiekeroog 179,50. Differenz: 41,70 Euro. Das heißt, hier liegt der Fahrpreis, den die Bahn für das Schiff verlangt, um gute 13 Euro über dem Preis bei der direkten Buchung. Alles ganz einfach. Man muss nur etwas rechnen. Mit Bahncard liegt die Differenz ähnlich wie bei der Fahrt ab Dortmund bei 54,10 Euro. Auch das ist teurer als der Preis, den Spiekeroog.de für die Überfahrt verlangt.
Das ist aber noch gar nichts, wenn man ab Dortmund mit der Bahn nach Salobrena fahren möchte. Das geht gar nicht, weil Salobrena keinen Bahnhof hat. Aber man kann theoretisch bis nach Granada fahren.
Und dann geht es los. Flüge gibt es ab Düsseldorf, Dortmund, Köln-Bonn. Preise ab 58 Euro für einen Hin- und Rückflug. Vorteil: Der Preis. Nachteil: Man ist Klimaschänder.
Transeuropaexpress fällt aus
Das günstigste Bahnticket kostet 280 Euro, Interrail. Damit kann man in einer Woche an fünf Tagen so viel fahren, wie man möchte, theoretisch. Praktisch geht das aber gar nicht, weil man die Hochgeschwindigkeitszüge reservieren muss, und die haben nur kleine Kontingente für Interrailer, so dass man vier Wochen vorher keinen Platz mehr bekommt. Eigentlich sollte man zwei Monate vorher reservieren, wenn überhaupt. Gerüchten zufolge gibt es pro Zug vier Plätze für Interrailer. Die anderen kommen in den Güterzug.
Die andere Geschichte sind die Fahrzeiten. Der Flug von Düsseldorf nach Malaga dauert drei Stunden. Hinzu kommen die Zeiten für An- und Abreisen, etwa vier Stunden für Hin- und Rückreise, macht insgesamt eine Reisezeit von neun Stunden. Die Bahnreise dagegen würde von Dortmund nach Granada 28 bis 30 Stunden dauern, plus eine Stunde Bus von Granada nach Salobrena.
Züge fahren lange, kosten dafür aber viel Geld
Die nächste Sache ist der Preis bzw. die Reiseroute. Es gibt kein europäisches Bahnnetz. Von Dortmund nach Paris kann man direkt mit einem Thalys fahren, dauert nur fünf Stunden, von 7 Uhr früh bis 12.05 Uhr. Kostet 114 Euro.
Ankunft ist in Paris Nord. Von dort aus muss man zu Fuß oder mit der U-Bahn zum Gare de Lyon. Von da geht es weiter nach Barcelona. Ankunft dort: 20.34 Uhr. Kosten: 119 Euro. Kosten von Barcelona nach Granada unbekannt. Diese Reise würde ungefähr 600 Euro hin und zurück kosten.
Günstiger wären Züge über Köln nach Brüssel. Da gilt in deutschen Zügen die Bahncard. Hier kostet es bis Paris Nord nur 80 Euro, und im TGV von Paris Gare de Lyon nach Perpignan 80 Euro. D.h. es könnte auch für rund 500 Euro hin- und zurück nach Granada klappen. Dauert nur etwas lange und kostet ein wenig mehr als mit dem Flieger. Egal ob Zwischenstation in Barcelona oder Perpignan. Beide Orte sind schön, eine Übernachtung könnte nicht schaden, kostet nur extra.
Ganz zum Schluss auch noch ein Positivbeispiel: Mit der Bahn nach Malmö. Geht, über Hamburg und Kopenhagen über die Öresundperücke. Dauert aber lange, mit viel Umsteigen. Besser ist die Alternative über Lübeck-Travemünde und von dort mit dem Schiff weiter nach Malmö.
In Travelmünde fährt ein Bus direkt ins Terminalgebäude rein, wo das Weincontor günstig skandinavische Spezialitäten verhökert. Der Vorteil: Die Bahn bietet keine Fährtickets zu überhöhten Preisen an, so dass es nichts ausmacht, direkt bei den Schiffahrtslinien zu kaufen. Wir empfehlen die Kabine mit Meerblick. Da kann man die Züge beobachten, die über die Öresundperücke fahren.
Der Transeuropaexpress fährt derzeit nur zwischen Amersfoort (NL) und Budapest. Hier fliehen partysüchtige Niederländer mit der Bahn ins ungarische Ballerbudenasyl. Mit Rückfahrticket.
Fazit: Will ich mit der Bahn nach Spanien fahren, habe ich Zeit bis nächstes Jahr. Oder ich nehme das Schiff nach Malmö.