Am Weihnachtsbaume die Lichtlein brennen

Münster. (OK) Eigentlich sollte hier die große Reportage vom Münsteraner Weihnachtsmarkt stehen. Dafür war extra ein OK-Retortenteam ins flache Münsterland gereist, und zwar mit der Bahn.
Jedoch ging leider die Kamera auf dem Weihnachtsmarkt verloren. Deshalb fehlen jetzt die schönen Bilder von beleuchteten Bäumen, Pinkelschildern an Getränkeständen, spottbilligen weil verbrannten Mandeln und schmucken Weihnachtsmarktbesuchern.
Deshalb nun nur noch einige Impresarios von diesem Besuch. Was den Menschen im Alltag der Stau, ist ihnen im Winter der Weihnachtsmarkt. Der Vorteil: Dieser ist besser auszuhalten, weil es nicht so dröhnt.
Die neuesten Trends im Bild: Der versierte Weihnachtsmarktbesucher hat den Flachmann mit Rum in der Tasche, weil es tatsächlich Glühweinbuden ohne hochgeistige Getränke gibt. Ein schneller Besuch im Supermarkt nebenan, und schon ist der Weihnachtsmarktgast komplett ausgestattet. Glühwein für 2,50 Euro bestellt, Schuss rein, Gesöff getrunken. Perfekt.

Hunger perfekt

Für den kleinen Hunger zwischendurch werden kleine Peitschen gereicht. Lange wabbelige Würstchen, die eine erste Grundlage vermitteln. Andere Buden verkaufen Pommes Frietjes Speziaal. Mit Aalen, Soßen und Zwiebeln drin in tiefen Tüten, in welche die kurzen Plastikgabeln nicht bis unten hineinreichen. So wollen die Budenbetreiber ihre Kunden dazu anreichern, zweimal Pommes Speziaal zu bestellen, weil sie von der ersten Portion nicht satt geworden sein sollen. Die Hälfte gammelt unten im Zipfel von der Tüte vor sich hin.
Weihnachtsmarkt bietet für jeden etwas. Bereiche, wo es sehr voll ist, und Bereiche wo es sehr voll ist. Die Stadt Münster nutzt den Weihnachtsmark(t) jedes Jahr, um die klamme Stadtkasse mit Hunderttausenden Euro vom Pipigeld zu füllen. Am Stadthaus betreibt die Stadtkasse eine extra große Toilettenanlage, welche von den Besuchern rege genutzt wird. Für 50 Cent pro Gastspiel. Die Bahn macht am Bahnhof mit. Seitdem die Toiletten im Bahnhof wie der ganze Bahnhof umgebaut werden und die Kunden zum Hinterausgang geschickt werden, verstärkt sich der Andrang auf die Containertoilettenanlage. Diese passt sich, wackelig aufgebaut, an das heimelige Ambiente an. Munteres Gerempel vor und im Pissoir, an dem kaum ein Bedürftiger am anderen vorbeipasst, geschweige denn vorbeikommt. Merke: Stau, Weihnachtsmarkt und Urincontainer sind das, was der Besucher braucht. Einzig Freiluftfetischisten pinkelten kultiviert auf frische Weihnachtsbäume, die am Wegesrand aufgestellt sind. Hartgesonnene Gäste brauchen erst gar nicht vom Bahnhof ins Zentrum zu latschen. Schon am Bahnhof locken an trostlosen Ecken verstreut platzierte Glühweinbuden zum heißklebrigen Zuckergetränk.
Ein weiterer Vorteil des Weihnachtsmarktes: Um 21 Uhr machen die Buden dicht, was den heimischen Gastronomen einen kleinen Zustrom beschert. Insbesondere, wenn Bahnreisende bei der Abreise den richtigen Zug nicht finden wegen der Baumaßnahmen und der Suche nach der verschwundenen Kamera. Es konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, ob pfindige Taschendiebe unterwegs waren. Die Redaktion beschloss einstimmig, auf weitere Weihnachtsmarktbesuche zu verzichten.

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