Hamburg. (OK) Ab zum Logopäden heißt es ab sofort für die beiden Hauptdarsteller im Weimar-Tatort, Nora Tschirner und Christian Ulmen. Beide hatten beim Neujahrstatort um die Wette genuschelt. Neun Millionen Zuschauer verstanden nur Bahnhof.
Tragödien spielten sich in deutschen Wohnzimmern ab. Verzweifelte Zuschauer drehten den Pegel auf Lautstärke 100. Verzweifelte Ehefrauen wollten die deutschen Untertitel für Hörgeschädigte einschalten und wurden von überheblichen Ehemännern daran gehindert: „Das stört das Seherlebnis“, hieß es. Dann wurde millionenfach die Kernfrage gestellt: „Was ham die gesacht?“ Ergebnis: Zahlreiche Zuschauer schalteten die Untertitel ein. Manche drehten die Bässe auf, andere die Höhen rein. Nichts half. Nicht der Ton war schlecht.
Der Tatort aus Thüringen enthüllte den qualitativen Sprachverlust bei deutschen Schauspielern. Wenige können noch laut und deutlich sprechen.
Beim Tatort-Dreh fällt das nicht mehr auf. Nach 99 Takes pro Szene kennt jeder die Texte auswendig. Keiner hört mehr zu oder gar hin. Unabhängige Qualitätskontrolleure gibt es nicht. Preview-Kritiker kehrten das Problem unter den Teppich. Aber jetzt soll alles anders werden: 2015 werden Tatortkommissare zum Logopäden geschickt. „Sie lernen dabei die Grundbegriffe des Sprechens“, sagt ein Sprecher der ARD. Kenner der Szene erblicken in der Maßnahme die absolute Höchststrafe für Schauspieler.