Dortmund-Gneisenau. (OKU) Die Ausstellung „Dortmund Underground 1978 – 1998“ ist leider beendet. Was schade ist, zeigte sie doch das wichtigste Stück Dortmunder Kulturgeschichte kurz vor der Gala des Dortmunder Kulturbüros im Dietrich-Keuning-Haus, und zwar gar nicht weit entfernt.
Die Obstkurve-Forschung hat sich die Ausstellung natürlich mitsamt dem zugehörigen Buch, das kein Katalog ist, angeschaut, und tatsächlich, die ältesten Dortmunder Punkbands wurden gewürdigt: The Neat, Clox, Idiots und Modern Heroes. Auch spätere wie Rim Shout. Es ging auch um Heavy Metal und Dortmunder Hiphop von Too Strong sowie weitere untergrundwürdige Interpreten. Weitere Bands wie Sex Now und SVW wurden berücksichtigt. In der Fanzineabteilung durfte Günther und die Test Flug Ladies natürlich nicht fehlen. Auch wenn man sich bücken musste, um die Exponate zu sehen. Schon besser war die Fanzinevitrine mit Originalen obendrauf. Konnten ohne Rückenprobleme beguckt werden.
Fotos weckten Erinnerungen an alte, bessere aber auch vernebelte Tage. Ein Dortmunder Festival in Wilhelmshaven, Klingklang, erschütterte. Es hieß tatsächlich „Heckenpennerinferno“. Die legendären Sex Now mit Anne Natt am Gesang wollten bei sowas ursprünglich nicht spielen, weswegen sie auch nicht auf dem Plakat stehen. Aber vielleicht war es auch andersrum. Sie waren vergessen worden und wollten deshalb nicht spielen, aber sie spielten und brachten dem Publikum die heißersehnten Fischstäbchen mit, was andere Musiker dazu inspirierte, sich auf der Bühne auszuziehen, wodurch wiederum zahlreiche Wilhelmshavenerinnen angelockt wurden. „Stehen die Nackten noch auf der Bühne?“ Tatort: Juni 1993.

Punk Rock im Regierungsbezirk Arnsberg 1978 – 2028.
Jedenfalls waren die Sex Nows froh, dass sie nicht mit dem Bus gefahren waren und so am nächsten Tag wieder nach Hause kamen. Der Tourbusfahrer war nämlich noch vor dem Konzert wieder abgehaun. Deshalb finden wir in Wilhelmshaven noch heute viele Musiker, die ursprünglich aus Dortmund zum „Heckenpennerinferno“ angereist und gezwungenermaßen dageblieben waren. Einige hausen in ausrangierten Eisenbahnwagen. Die ganze Geschichte steht ausführlich im Buch zur Ausstellung, das ausverkauft ist.
Professor Dr. Claudia Scholz von der Fernuni Rejkjavik wertete die Ausstellung im Auftrag der Obstkurvenforschung aus. Beim Zeitstrahl wurde eindeutlich, dass ein ganz wichtiges Ereignis der Dortmunder Kulturgeschichte leider nicht berücksichtigt wurde. Claudia Scholz: Es war auch nicht in der Ausstellung zu sehen: „Rock gegen Strauss“.
Am 12. April 1980 spielten 7 Bands im Fritze gegen den CSU-Kanzlerkandidaten auf. Neben Rocktheater Nachtschicht mit Fritz Eckenga, nachdem das Haus gar nicht benannt ist: Public Enemies, Clox und Modern Heroes. Die Idiots spielten auch, obwohl sie nicht auf dem Plakat standen (Bild). Dieses Konzert war gewissermaßen das Erweckungserlebnis Punk in Dortmund für viele Menschen von Nah und Fern.

Punk Rock im Fritze 1980.
Die Clox und Modern Heroes spielten zum Beispiel wenig später im Jugendzentrum Fröndenberg mit Kaine Ahnung und Roxy Whips. Noch etwas später die Clox erneut mit Anton Auges Kühlschränke und x 3. Was bald dazu führte das der legendäre SVW seinen Proberaum ins CEAG verlegte, bevor sich in die Band in Sex Now mit Anne und Horst ummodelte und viele Konzerte in Dortmund, Iserlohn, Siegen, Olpe, Wilhelmshaven und Augsburg bei der Puppenkiste gab.
Eine kleine Anregung für diese und weitere Ausstellungen: Die Public Enemies sind wohl eine der vielversprechendsten Dortmunder Bänds gewesen. Oder auch das British Rock Meeting in der Westfalenhalle am 24. Juni 1979 mit The Police, Dr. Feelgood und Dire Straits. Dazu John Peel (+): „The Police sind eine gute Liveband. Leider schaffen sie es nicht eine gute Platte zu produzieren.“
Ein Highlight der Ausstellung: Der SVW, nicht nur eine Band, sondern auch eine Fußballmannschaft beim Dynamo Doppelkorn Turnier mit dem Schwager und einem der Ausstellungsmacher als Gastspieler. Leider waren sie nur bis mittags in Hochform, gewannen die Vorrunde ohne Gegentor, weil der Torhüter seine Fußballschuhe vergessen hatte. In der Mittagspause versuchten sie vergeblich, den Bierprokal zu gewinnen. Ein hoffnungsloses Unterfangen, wurde doch nicht der Durchschnittskonsum pro Spieler gezählt, sondern der Gesamtverzehr pro Mannschaft. Da hatten sie gegen Dynamo keine Chance, sieben gegen 15 Biertrinkern. Damals gab es noch keinen Videobeweis.

Sieger der Vorrunde und im Durchschnittsbierkonsum: SVW.

























