Westfalentarif: Operation Weihnachtsgans?

Dortmund. (OK) Am 1. August 2017 führten die vereinigten unbekannten Bahnorganisationen den hervorragenden „Westfalentarif“ ein. Da lacht das Herz, da freut sich der Bahnkunde. Über Wucherpreise, Wegfall der Bahncardermäßigung, nicht funktionierende Fahrkartenautomaten, Fahrpreisnacherhebungen und gerechte Preisgestaltung.

„Ein Tarif für Bus und Bahn“ sagt die tolle Infobroschüre des Konglomerats, das dahinter steckt. Man erfährt nur nicht direkt wer das ist.

Die Westfalentarif-Broschüre nennt zwei Adressen, aber keine Person oder Organisation. Dafür gibt es eine sagenhafte Hotline-Nummer. Wenn der Kunde anruft, erreicht er DSW21 in Dortmund. Dabei ist DSW 21 doch VRR und nicht Westfalentarif. „Wir haben den Dienst für Westfalentarif übernommen“, sagt die nette junge Dame, die tatsächlich kompetent informiert.

Es fährt kein Zug nach nirgendwo: „Westfalentarif“, von Süd nach Nord, von Ost nach West die Pest.

Sie weiß zum Beispiel, dass ein „VRL“-Anschlussticket nicht zum Anschluss aus dem VRL in den VRR berechtigt, wenn der Kunde ein Ticket 2000 hat, denn das ist VRR. Aber das ist jetzt alles Geschichte, denn Westfalentarif schlägt alles.

23 Teuro kostet das Ticket von Unna nach Gronau laut Bahn.de, für 119 Kilometer also. Mit Bahncard war es erheblich billiger. Mit Bahncard 50 nach Berlin im IC kostet 42 Euro, im ICE 48 Euro. Für 500 Kilometer. Da stimmt die Verhältnismäßigkeit. Hauptsache der Westfalentarif-Kunde zahlt.

Das Besondere ist die Ausgewogenheit der Angebote: So kostet ein Westfalentarifticket von Menden nach Gronau (128 Kilometer) genausoviel wie von Meschede (171 km), Siegen (284 km) oder Attendorn, nämlich 26 Euro. Ist die magische 26 Euro Grenze erreicht, steigt der Preis einfach nicht mehr, egal wie weit man fährt. Fragt der Mendener, warum muss ich genausoviel zahlen wie der Attendorner, Mescheder oder Siegener, der viel weiter bis nach Gronau fährt? Westfalentarif: „Es sollen einfach alle 26 Euro zahlen. Jeder Kunde hat die Freiheit, freiwillig mehr zu bezahlen.“ Je weiter die Strecke, desto billiger, je kürzer, desto teurer. Entscheidend ist die Transparenz der klaren Offenheit.

Angebote nicht im Angebot

Westfalentarif wirbt mit Gruppentickets für 5 Personen. Das 9 Uhr Gruppenticket gab es aber am vergangenen Freitag auf der Bahn-Webseite nicht.

Insider vermuten, dass westfälische Kommunen dahinter stecken. Kunden sagen: „Verrat“. Die so genannte Deutsche Bahn hat damit zu tun. Sie verabschiedet sich aus dem Nahverkehr und überlässt ihn den teilweise fiablen Firmen wie Eurobahn, National Express, Abellio, ZRL, VRL oder anderen zweifelhaften Vereinigungen.

Nach Informationen des britischen MI 5 steckt tatsächlich nur ein Ziel dahinter: Alle Kunden raus aus der Bahn.

Alle raus aus der Bahn

Bahncard im Nahverkehr von Münster nach Dortmund? Fehlanzeige. Weg damit. Schon früher wurde den Bahncard-Kunden die Ermäßígung im Nahverkehr gestohlen, dann auf längeren Strecken. Jetzt ist sie im Westfalentarif ganz weg. Wofür kauft man noch eine Bahncard? Die Fahrt von Siegen nach Gronau mit Bahncard kostet 26,50 Euro, das sind 50 Cent mehr als Westfalentarif, dafür aber im ICE und etwas langsamer. Bahn-Card?

„Das ist ganz einfach. Die gilt im Gebiet von Westfalentarif nur im IC, ICE oder weiß der Geier“, sagt der Kundenberater bei der Bahn. Heute sagt Bahn.de, ein Westfalentarifticket von Dortmund nach Münster kostet 13,20 Euro. Für ein IC-Ticket ist eine Preisauskunft nicht möglich. Auf jeden Fall wäre es mit Bahn-Card billiger als der Westfalentarif. Wenn das einer erfährt.

Sind die Kunden erstmal weg aus den nervigen Zügen, fahren sie über gesperrte Autobahnbrücken oder  werden von LKW im Stau auf der B 1 gerammt. „Wir fahren ab jetzt mit dem Schiff“, sagt ein Verkehrsopfer aus dem Ruhrgebiet. Das geht etappenweise auf der Ruhr und sogar auf Langstrecken auf dem Rhein. Wenn die Flüsse nicht gerade ausgetrocknet sind, weil die Pkw-Fahrer soviel Zeit zuviel haben und dauernd ihre und der Nachbarn Autos waschen.

Westfalentarif GmbH in Gründung

Auf der Internetseite von Westfalentarif.de erfährt man, dass es eine gleichnamige GmbH in Gründung geben soll. Diese noch nicht gegründete GmbH mit Sitz in Bielefeld hat eine quotengerechte Geschäftsführung, ein Mann und eine Frau. Dahinter stecken diverse Verbundgesellschaften in Westfalen. Hinter denen stecken wiederum unsere Kommunen. Warum gründen NRW oder das Ruhrgebiet zusammen mit der Bahn nicht einen Verkehrsverbund, der wie der VRR vernünftige Preise bietet? „Die wollen alle auch was davon haben, die Städte“, sagt eine Kennerin der Materie.

Ein Bahnkunde, dessen IC von Dortmund nach Münster neulich ausfiel und der dann irgendwo bei Hamm feststeckte, weil die Eurobahn die Oberleitung zwischen Unna und Holzwickede abgerissen hatte: „Westfalenscheiß“. Hätte er ein Auto gehabt, hätte er am Kamener Kreuz im Stau gestanden, obwohl Ferien sind. Tatsächlich stecken wieder einmal die Preußen dahinter, die Westfalen seit Jahrhunderten unterdrücken. Gleichzeitig mit „Westfalentarif.de“ haben sie die Initiative gestartet: „Du bis mehr Preuße als du denkst!“ Damit wollen sie Westfalen die Identität stehlen. „Westfalentarif“ ist ein erster Schritt auf dem Weg zurück nach Preußen. Gibt es kein Entkommen?

Obstkurve empfiehlt: Mehr Pkw-Verkehr, mehr Lkw, mehr Busse. Alles auf die Straße.

 

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