Ohne Mutter Beimer tritt der Sonntag den Eimer

Kölle. (OK) Ohne Helgas Spiegelei ist der Sonntagabend Quälerei. In Kölle war die Hölle los, in Zwickau nur die Würstchen groß. Handball-Länderspiel, Möbelmesse und Lindenstraßedemo lockten Besucher an den Rhein.

Die Redaktion stand vor der Qual der Wahl. Die Entscheidung fiel ganz leicht. Während niemand gegen Mietpreiswucher, Lohndumping, Wohnungsnot, Hartz IV oder Sylvesterfeuerwerk demonstriert, protestierten rund 487,3 Bekloppte für den Erhalt der Fernsehsendung Lindenstraße.

Da durfte Obstkurve nicht fehlen. Und so machte sich die Redaktion im RE 1 von Dortmund aus  auf den Weg an den Dom. Im Zug sangen Gladbach-Fans von der SG Wattenscheid 09. Der Zug überquerte den Rhein über die Eisenbahnbrücke. Sie steht noch, weil überall Vorhängeschlösser angebracht sind, um die Stahlkonstruktion zu stabilisieren. Auf dem Zirkus Roncalli Platz in Köln hatten TV-Süchtige zur Demo für den Erhalt der Lindenstraße gebeten.

Lindenstraßenfans aus ganz Deutschland waren gekommen. Aus München, aus Karlsruhe, sogar aus Köln. Die einen hatten lustige Transparente gebastelt, die sie auch mitbrachten. „In Helga we trust“. Siehe Bild. Für sie ist der Sonntag ohne Mutter Beimer voll im Eimer.

Auch für die OK-Redaktion, die von Anfang an dabei ist und glotzt. Auch wenn gelegentlich keiner versteht, warum man das eigentlich guckt. Sonntags ohne Lindenstraße und Tatort geht gar nicht. Höchstens mit Polizeiruf 110 oder Landtagswahl im Saarland.

Redebeiträge gaben tiefe Einblicke ins Seelenleben deutscher Fersehzuschauer, die sogar bei Null Grad keine Mühen scheuen, bis nach Köln reisen, um vor dem geschlossenen Böhmisch-Germanischen Museum zu frieren. Immerhin in der Sonne. Blauweiß der Himmel, blauweiß die Lindenstraße, der VfL spielt Dienstag gegen den Meidericher Spielverein.

„Holt den von der Bühne“, sagte ein Lindenstraßenfan, als ein Redner gestand, dass er eine Folge verpasst hatte, weil er an einem Sonntag seinen Partner heiratete. Die Lindenstraße ist eben ein Programm für Minderkeiten. Da kommen selbst Abtrünnige zu Wort.

Keine gebratenen Spiegeleier munterten die Menge auf. Die Schauspieler fehlten. Heiße Getränke und Wärme bot das Dom-Forum.

Eine Frau erinnerte an denkwürdige Momente und Figuren wie Chris Barnsteak und Panaiotis Sarikakis. Oder an Kriminelle wie Robert Engel. Skrupellose Immobilienhändlerinnen und -händler erinnern an Reality-TV. Dreadlock Momo, Totschlag-Lisa, Killer Anna (Ziegler). Kriminelle pflasterten ihren Weg. Die Lindenstraße. Wird sie bleiben oder gehen?

Weitere Demos werden folgen. Ob sie ohne echte Knalleffekte zum Erfolg führen? Den Verkauf von Lindenstraßenfänartikeln hat der WDR bereits gestoppt, wie frustrierte Fäns feststellen mussten. Immerhin hatten die Organisatoren der Demo Spiegeleier aus Gummi und Anstecker aus Metall parat.

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