Drucker sind nicht wasserscheu und absolut trinkfest

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Altena. (OK) „Gautschfest“? Davon hatte die Obstkurvenredaktion zugegebenermaßen noch nie gehört. Allein der Name macht neugierig. Gautscho auf Deutsch? Knautschzone? Und ein Fest?
Das Geheimnis sollte entlüftet werden. Ein Retortenteam machte sich auf den Weg in die schöne westfälische Stadt Altena und bestieg den hohen Burgberg, denn auf der alten Burg sollten junge Menschen gefeiert werden. Die älteste Jugendherberge der Welt bietet eine gemütliche Unterkunft.
Der Tag der Taufe: Ein passendes Ambiente im Burghof mit bretonischer Dudelsackmusik. Auf der Bühne stehen traditionell bekleidete Gesellen und der Gautschmeister. Im Hintergrund knapp 20 freudig und erwartungsvoll blickende junge Frauen und Männer, sommerlich bekleidet. Zur Ausstattung des feierlichen Rituals gehört ein Bierkrug einer Bochumer Brauerei mit der Aufschrift „Fiege Pils“. Die Zuschauer werden mit Bratwurst und Brötchen versorgt. Die Bratwurst kam leider nicht von Dönninghaus, aber das spektakuläre Volksfest entschädigt sogar für das frische Wetter.

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Auf der Freilichtbühne steht der große Holzbottich, zu Beginn noch mit einem Deckel verschlossen, obwohl er mit gutem Lennewasser gefüllt ist. Einige frische Fische sind drin. Der Gautschmeister leitet den großen Moment ein. Ein junger Mann betritt freudestahlend seine Bühne.

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Er setzt sich auf einen hölzernen Hocker, auf einen dicken, nassen Schwamm. Der Popo ist schon mal nass. Dann wird der junge Mann mit einem Schwamm gewaschen.

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Vier Packer packen ihn, hieven ihn hoch über den mittlerweile geöffneten Bottich, tunken ihn einige Male hinein, heben ihn wieder hoch und werfen ihn schließlich ganz in den Bottich, aus dem er durstig wieder auftaucht.

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Fleißige Helfer retten ihn. Er bekommt einen Bierkrug, den er zur Belohnung auf Ex leeren darf. Bravo.

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Er verwandelt sich in eine blonde Frau, kehrt dann aber wie durch ein Wunder auf die Bühne zurück. Dieses unterhaltsame Ritual wiederholt sich 20 Mal.

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Hier auf der Burg Altena gelingt die Verbindung von Tradition und Moderne. 20 Drucker und Mediengestalter bestehen ihre Abschlussprüfung beim Gautschen, ein Fachbegriff aus der Druckwelt. Johannes Gutenberg lebt. Drucker sterben nicht aus. Sie entwickeln ihre Technik weiter und produzieren neben normalen Druckerzeugnissen heute mit Hilfe modernster Informationstechnologie Medien.
Beim Gautschen wird der Drucker von den zurückliegenden Sünden gereinigt, er besteht die Wassertaufe und erwirbt dadurch die Befähigung zur Ausübung seines anspruchsvollen Berufes. Was passt dazu besser als in Westfalen gebrautes Pils, das noch nicht von einem großen Konzern aufgekauft wurde? Was für ein Beruf, was für ein wunderbarer Abschluss der Ausbildung.

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Umweltbewusst: Krug kann mehrfach benutzt werden.

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