Katzenköter pauken durch zur Mitternachtssuppe

Dortmund. (OK) Katzenköter hat es wieder mal allen gezeigt. Den Medien, den Zuhörern, den Zuschauern, den Plattenlabels und sich selbst. Sie brauchen keinen Soundcheck, sondern spielen einfach so drauflos. Anlage aufgebaut, ab geht die Post. Wenn der Schlagzeuger nach dem ersten Stück kurz abhaut, um die vergessenen Hortensien zu holen, kein Problem, wenn er wieder da ist, spielen sie einfach weiter. Sie spielen sogar, obwohl sie gar nichts hören. Monitore baumelten nutzlos an der Bühne herum.

Einer aus dem Publikum hatte seine Tante mitgebracht. Katzenköter dagegen täuschte gekonnt Dilettantismus vor. In Wahrheit jedoch verbirgt sich hinter jedem Song ausgefeilteste Virtuosität an Instrument und Stimme. „Wie geht das Stück nochmal?“ fragte Barbie, die Bassistin.

Katzenköter bewies allen Unkenrufen zum Trotz, dass sie auch nach 23 Uhr noch spielen können, ohne sofort einzuschlafen. Aber, wie sagte Gitarrist A. Temperatur:  „Wir spielen nie wieder als Headliner. Das ist das Letzte. Normalerweise gehen wir um 22 Uhr ins Bett. Dieses war das härteste Festival, was wir je mitgemacht haben“, jammerte er schon vor Mitternacht. Demnächst wollen sie mit maximal drei Bänds und nicht nach 21 Uhr spielen. Das sagen sie. „Außer wenn es unbedingt sein muss.“

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Autofahrer schätzen höchste Qualität.

Die Band hat sich weiter entwickelt. Nach dem letzten Auftritt in der Großmarkttränke spielte sie nun schon in der Großmarktschänke auf. Weg vom Vieh zu den Musikexperten, die bis weit nach Mitternacht aushalten können. Nachdem sie sonst im Raum Dortmund und Bochum auftraten, konzentieren sie sich jetzt auf Dortmund, wo sie bereits das zweite Mal in Folge spielten. Wegen der großen Nachfrage natürlich. „Weiter weg ist zu anstrengend“, sagen sie.

Zufrieden zeigten sie sich mit der scharfen Verpflegung. Dieses Mal mussten sie nicht draußen im Zelt speisen, sondern in gemütlichen Backstageraum. Hier mundete allerseits scharfe Chilisuppe, die sich als Eintopf entpuppte, was bei mehreren Anwesenden zu Verdauungsstörungen führte. Auf dem Sitzeklo für Männer sahen Notdürftige drastische Konsequenzen. Im Schacht wurde ihnen deutlich vor Augen geführt, dass einige Verwesende mit der Benutzung der Klobürste noch nicht vertraut waren. Und das in einem zivilisierten Land.

Selbst davon ließen sich Katzenköter nicht beirren. Sie spielten alle Hits: Harry geht nach Hause, Harry hat Langeweile, Harry isst Hackfleisch, Harry liebt nur Dich, aber auch Combo aus der Bungalowsiedlung. Dafür hatten zahnlose Zuschauer bis 24 Uhr durchgehalten. Sie wollten die Band einfach nicht alleine lassen.

Inselkind-Labelchef Gerdi hatte sie extra als Headliner für sein Labelfestival gebucht, um sie aus dem Konzept zu bringen. Die anderen vier Bänds überschritten plangemäß den Zeitplan, so dass die Senioren die Bühne erst Mitternacht betreten konnten. Aber keine Chance, Katzenköter hatten monatelang 12 Songs für ihre LP geübt. Sie blieben standhaft und spielten ihr Programm ohne mit dem Wimpel zu tuckern. Konfusion herrschte höchstens zeitweise stellenweise in einigen wenigen Passagen der vier Songs, die sie zusätzlich mitgebracht hatten. Sie waren in einem Karton eingepackt und mussten bloß ausgepackt werden.

Ihr Ziel war, so lange zu spielen, bis der Saal leer war. Und tatsächlich, nach einer Stunde und einer flotten Zugabe mit Pils hörten sie auf. Danach gingen die Zuschauer nach Hause, bis auf die T-Shirt-Jägerinnen, die sich mit modischen Katzenköter-Kleidungsstücken ausstatteten, bevor sie glücklich und zufrieden von Katzenkötermelodien träumten. Um halb zwei lagen sie im Bett und summten leise „Das passt“ vor sich hin. Die T-Shirts hatten sie einfach anbehalten, weil sie passten. Katzenköter waren damit wieder einmal ihrer Zeit voraus. Während sie schon vorgestern in der Schänke spielten, berichtet die Welt am Sonntag erst heute, dass Band-T-Shirts voll im Trend liegen.

Alle Freunde dadaistischer Seniorenpunkmusik sind sehr gespannt auf die bevorstehende Katzenköter-LP, die Gerüchten zufolge den Titel Katzenköter tragen wird, oder Hackfleisch oder etwas anderes. Fest steht: Es wird ein Konzeptalbum zum Thema Ernährung.

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